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Soziale Medien
Windrad+Bäume

Die rote Linie

Windräder im Wald oder
Bewahrung der Schöpfung?

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Seit langem befindet sich die katholische Kirche in Deutschland in einer tiefgreifenden Krise. Jahr für Jahr verliert sie rund eine halbe Million Kirchenmitglieder, kaum jemand will noch Priester werden.
Einfluss, Glaubwürdigkeit und Ansehen sind auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Ursachen sind vielfältig – ungelöste Skandale, strukturelle Erstarrung und damit die mangelnder Reformbereitschaft.
Kirche verlassen

Die Baustellen der katholischen Kirche (Auswahl)


• Zölibat
• Rolle der Frau
• Sexualmoral
• Missbrauchsskandale
• Reformprozesse
• Laien-Mitbestimmung
• Synodaler Weg, Ökumene
• Kirchliche Finanzen

Umso wichtiger wäre es, dass die Kirche dort überzeugt, wo sie mit ihrem ethischen Anspruch glaubwürdig handeln kann – etwa bei der Bewahrung der Schöpfung.
Kaum ein anderer Wert findet so breite Zustimmung innerhalb wie außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft. Und anders als bei Forderungen nach Frieden oder Nächstenliebe, die auf moralischen Appellen beruhen, bietet sich hier eine konkrete Handlungsgrundlage: das kirchliche Eigentum.

Sanduhr Doch ausgerechnet an diesem Punkt droht der Kirche der nächste Skandal - Naturschändung statt Naturschutz.
Die geplante Verpachtung von Teilen des Olefer Kirchenwaldes an einen Windkraftprojektierer – mit dem Ziel, staatliche Subventionen abzugreifen – sendet ein verheerendes Signal und überschreitet eine rote Linie.
Die Kommunikation der Kirche schwankt zwischen Verharmlosung und Relativierung, Abwälzung der Verantwortung und leeren Beteuerungen - letztlich ein Spiel auf Zeit.

Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Lukas 16,13–14

Statements der Kirche

Mai 2025 Link
Bistum Aachen
Bistum Aachen Karl-Heinz Merfeld ist ehemaliger Presssprecher zweier Kölner Oberbürgermeister, Amtsleiter der Kölner Wirtschaftsförderung und Geschäftsführer von KölnTourismus.
Er wohnt in Troisdorf südlich von Köln, also im Rhein-Sieg-Kreis, hat aber viele Kontakte in die Eifel.
Als Merfeld im Februar 2025 erfährt, dass die katholische Kirchengemeinde Olef den eigenen Kirchenwald zur Disposition stellt, ist er entsetzt und schreibt direkt an den Aachener Bischof.
Die Antwort aus dem Generalvikariat lässt fast drei Monate auf sich warten, klingt aber vielversprechend:
Ein Ausverkauf des Olefer Kirchenwaldes steht dabei definitiv nicht zur Diskussion. Die Gremien des Pastoralen Raums haben ihren Wald stets im Blick und setzen sich für dessen Schutz ein. Andrea Hamacher, Bischöfliches Generalvikariat Aachen

Was in dem ausführlichen Schreiben fehlt, ist die eindeutige Erklärung, dass der Plan, den Kirchenwald an Windkraft-Projektierer zu verpachten, endgültig vom Tisch ist.
Statt dessen ist wieder einmal die Rede von den politischen Gremien, die entscheiden, ob, wo und wie eine Windenergieanlage errichtet werden soll.
Spielt man in Aachen doch nur auf Zeit und will sich eine Hintertür offenhalten?
In seinem Antwortschreiben dringt Karl-Heinz Merfeld auf eine klare Ansage:
Ein Satz wie: „Unabhängig vom weiteren Verlauf des Planungsverfahrens beabsichtigen wir nicht, den Olefer Kirchenwald zur Nutzung durch Windkraftprojekte zu verpachten“ – würde mehr zur Beruhigung beitragen als jede ausführliche Erklärung über Forstwirtschaft, Biodiversität oder Zielkonflikte. Karl-Heinz Merfeld, Ltd. Stadtverwaltungsdirektor a.D.
März 2025 Link
Deutsche Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld
Deutsche Bischofskonferenz Anfang März findet im Kloster Steinfeld bei Kall, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Olefer Kirchenwald auf dem Wackerberg entfernt, die diesjährige Frühjahrskonferenz der deutschen Bischöfe statt.
Ein perfektes Timing, um mit den Herren ins Gespräch zu kommen, in erster Linie natürlich mit Dr. Helmut Dieser, dem Aachener Bischof - vielleicht sogar ein Wink des Himmels?
Ein Zusammentreffen kommt nicht zustande, statt dessen findet eine Mahnwache vor den Toren des Klosters statt und die Übergabe der Petition an die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz.
Auf irgendeine Reaktion zu hoffen, wäre wohl vermessen gewesen. Erst Wochen später, nach einer erneuten schriftlichen Erinnerung, meldet sich ein Mitarbeiter, Dr. Jonas Goehl. Auf die Idee, dass die deutschen Bischöfe ihren Aachener Mitbruder zur Rede stellen, was er ihnen gerade einbrockt, ist er nicht gekommen. Statt dessen gibt es die üblichen allgemeinen Phrasen von der Verantwortung für die Schöpfung und den bekannten Hinweis auf einen angeblichen Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Umweltschutz.
Zahlreiche diözesane Verantwortliche wollen mit den Menschen in den Dialog kommen und gemeinsam weitere Schritte auf dem Weg zu einer umfassenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit gehen Dr. Jonas Goehl, Generalsekretariat der Deutschen Bischofskonferenz
Januar 2025 Link
Der Schleidener Stadtrat votiert gegen weitere Windräder
Stadt Schleiden Die Stadt Schleiden will keine weiteren Windparks ansiedeln und lehnt deshalb die Ausweisung zusätzlicher Flächen im Rahmen des Teilplans Erneuerbare Energien zum Regionalplan Köln ab.
Vorgesehen sind darin Bereiche in Gemünd-Mauel und auf dem Wackerberg sowie eine Erweiterung des Bürgerwindparks Schleiden.
Die Abstimmung im Stadtrat fällt klar aus - einstimmig mit einer Enthaltung.
Eine Verpachtung von Waldfläche durch den Kirchenvorstand Olef an Windkraft-Projektierer würde nun gegen den Willen der demokratisch gewählten Abgeordneten erfolgen, denn Olef ist ein Ortsteil der Stadt Schleiden.
Wie will der Kirchenvorstand das erklären? Er reagiert erwartungsgemäß - er schweigt.
Dezember 2024 Link
Petition "Kein Windpark im Kirchenwald"
Bistum Aachen Die katholische Kirchengemeinde Olef steht vor einer schweren Entscheidung: Soll der Olefer Kirchenwald auf dem Wackerberg zwischen Kall, Schleiden und Gemünd an einen Windpark-Betreiber verpachtet werden?
Nachdem die Gesprächsangebote an den Kirchenvorstand ignoriert werden und der zuständige Pfarrer ablenken will, startet eine Online-Petition, die innerhalb weniger Tage über 1.000 Unterschriften aus der Region sammelt.
Eine Reaktion der Kirche bleibt aus - ein weiteres Beispiel für die fehlende Bereitschaft zur inhaltlichen Auseinandersetzung.
Der Olefer Kirchenwald steht nicht zur Disposition – nicht jetzt und auch nicht in Zukunft
Juni - November 2024 Link
Forderungen an den Olefer Kirchenvorstand
Der Pfarrer und die anderen Mitglieder des Olefer Kirchenvorstands erhalten Post aus den umliegenden Gemeinden, darunter auch von den Mitgliedern der "Flut Betroffene Gruppe Malsbenden".
Er wird darin aufgefordert, eine Verpachtung des Kirchenwalds an Windkraft-Projektierer zu verhindern.
Schlütter antwortet ausweichend und mit Halbwahrheiten; er verwendet jeweils dieselben Textbausteine. So verweist er auf staatliche Prüfungs- und Planungsverfahren und vergisst dabei zu erwähnen, dass die Verpachtung an Windkraft-Projektierer allein die Entscheidung des Kirchenvorstands ist.
Im Übrigen sei schließlich das große Ziel, den weltweiten Klimawandel zu bekämpfen. Da müsse man wohl lokale Opfer an der Natur in Kauf nehmen.
Dass hierzu kleiner Waldbereiche kurzzeitig abgeholzt werden müssen, um größere Teile der Welt nachhaltig zu schützen, ist sicherlich ein Dilemma.
April 2024
Pfarrer Thomas Schlütter weicht aus
Ende 2023 hat das Bistum Aachen einen neuen Pfarrer in die Region entsandt, Thomas Schlütter. Er soll 15 Pfarreien, darunter auch Olef, in einen sog. "Pastoralen Raum" konsolidieren und dabei vor allem einen Blick auf die Finanzen werden.
Schlütter äußert Verständnis für die Bedenken der Bevölkerung lässt aber durchblicken: "Wir brauchen das Geld!".
März 2024
Der Olefer Kirchenvorstand schweigt
Friedhelm Weimann ist im Olefer Kirchenvorstand zuständig für die Verwaltung der Immobilien und des Waldbesitzes. In einem Telefonat bestätigt er, dass der Kirchengemeinde ein Pachtangebot des Energieversorgers e-Regio für den Kirchenwald vorliegt - hier sollen Windräder aufgebaut werden.
Darüber habe er aber nicht allein zu entscheiden, sondern der gesamte Kirchenvorstand unter Leitung des Pfarrers. Eine schriftliche Einladung an den gesamten Vorstand zu einem Ortstermin wird ignoriert, in der Folge auch alle weiteren Email-Anfragen.
2016 - 2023
Deutsche Bistümer betrachten ihren Kirchenwald als ökologischen Auftrag
"Die Erhaltung und Entwicklung des Kirchwalds mit seinen vielfältigen sozialen und ökologischen Funktionen ist praktizierendes Bekenntnis unserer Kirche zur Bewahrung der Schöpfung."
Erzbistum München Erzbistums München und Freising
www.erzbistum-muenchen.de/ordinariat/erzbischoefliche-finanzkammer/forst

"Der Kirchenstiftungswald Kößlarn gilt als bayernweites Musterbeispiel für erfolgreiche Naturverjüngung. Er wird seit rund zwanzig Jahren nachhaltig, pfleglich und naturnah bewirtschaftet mit dem langfristigen Ziel, einen klimaresistenten Mischwald zu schaffen."
Bistum Passau Bistum Passau
www.bistum-passau.de/artikel/kirchenstiftungswald-koesslarn

"Kirchenwald ist Zukunftswald: Ein neues Konzept gibt es auch für die kirchlichen Wälder im Erzbistum Bamberg. Die Bewirtschaftung der insgesamt rund 900 Hektar großen Waldflächen ist künftig klar geregelt und wird besonders nachhaltig gestaltet. Durch Maßnahmen zur Gewährleistung der Artenvielfalt und natürlicher Prozesse sollen die Kirchenwälder zu echten Zukunftswäldern werden."
Erzbistum Bamberg Erzbistum Bamberg
leben.erzbistum-bamberg.de/export/sites/ordinariat/bamberg-leben-heft/.galleries/downloads/erzbistum_magazin_leben_ausgabe_1-2023_ONLINE.pdf

„Kirchen als Waldbesitzer sind dem Schutz der Schöpfung in besonderer Weise verpflichtet. 2016 erhielt die Kirchenstiftung St. Maternus zu Güntersleben für ihre vorbildliche Naturschutzarbeit in ihrem Wald den Bayerischen Biodiversitätspreis.“
Bistum Würzburg klb-wuerzburg.de/aktuelles/nachrichten/artenvielfalt-erleben-alternative-forstwirtschaft-im-kirchenwald-guentersleben

„Die Kirchen haben durch ihren Schöpfungsgedanken einen grundsätzlichen Auftrag für den Erhalt des Ökosystems Wald. Er darf von diesem Gedanken aus nicht vorwiegend wirtschaftlich betrachtet werden – ökologische und soziale Beweggründe müssen deutlich mehr im Mittelpunkt stehen. Vor diesem Hintergrund kann es in kirchlichen Wäldern aktuell nur darum gehen, eine Waldentwicklung umzusetzen, die auch mit großen Schutz- und Wildnisflächen zur Erholung dieses großartigen Lebensraums beiträgt. Hier haben unsere Ziele und die päpstliche Enzyklika "Laudato si" eine große Deckungsgleichheit.“
Bistum Münster www.kirche-und-leben.de/artikel/schutz-initiative-in-sachen-wald-sind-kirchen-schlecht-beraten
Juni 2015 Link
Papst Franziskus: Enzyklika Laudato si’
Laudato Diese Enzyklika, die zweite von Papst Franziskus, ist ein eindringlicher Appell zum Schutz der Umwelt und zur globalen ökologischen Umkehr. Ihr zentrales Thema ist die Bewahrung der Schöpfung – verstanden als moralische und spirituelle Verpflichtung jedes Menschen.
Ihr Autor betont, dass Umweltzerstörung, Klimawandel, Ressourcenverschwendung und soziale Ungerechtigkeit eng miteinander verknüpft sind. Er ruft zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur auf und fordert eine nachhaltige Lebensweise, die Rücksicht auf zukünftige Generationen nimmt.