Themen
Wenn eine grüne Wirtschafts-, Energie- und Klima-Ministerin wie Mona Neubaur in NRW 1.000 neue Windräder in die Landschaft stellen will (DER SPIEGEL, 2.1.2025), wundert sich niemand.
Sie macht sogar einige Menschen damit glücklich: Windpark-Investoren freuen sich über zweistellige Renditen, durch staatliche Subventionen auf 20 Jahre garantiert, Grundbesitzer über hohe jährliche Pachten.
Bei der lokalen Bevölkerung sind Windkraftprojekte - vor allem im Wald - eher unpopulär. Sie klagen über Einschnitte in ihrer Lebensqualität, Natur- und Umweltschützer über den zerstörten Lebensraum für die heimischen Wildtiere.
Auf welche Seite stellt sich nun die katholische Kirchengemeinde Olef (Bistum Aachen), wenn ihr ein regionaler Energieversorger, die e-regio in Euskirchen, ein "unsittliches Angebot" unterbreitet: Teile des Kirchenwalds auf dem Wackerberg, unmittelbar gegenüber dem Nationalpark Eifel, sollen für den Bau eines Windparks verpachtet werden.
Eigentlich könnte man in Olef der Versuchung gut widerstehen, denn es handelt sich um die wohlhabendste Kirchengemeinde weit und breit, vor allem Dank der Erträge aus der Forstwirtschaft.
Der Beifall der Menschen in der Region wäre ihr sicher, und die Chancen auf eine bundesweite Berichterstattung stehen gut: Wann verzichtet die katholische Kirche schon einmal freiwillig auf finanzielle Zuwendungen?
Das Bistum Aachen verfolgt andere Ziele:
Immer weniger Kirchenmitglieder und immer weniger Priester erfordern eine Konsolidierung der Dienstleistung, da ist jeder zusätzliche Euro hochwillkommen.
So wird Ende 2023 ein neuer Pfarrer in die Region entsandt, die nun zu einem "pastoralen Raum" zusammengefasst werden soll.
Seine Aufgabe: Integration der Verwaltung und Optimierung der Finanzen.
Schon manche sind vom Glauben abgeirrt, weil sie der Geldgier verfallen sind, und haben dadurch bitteres Leid über sich gebracht. Timotheus 6,9-10
Die katholische Kirche predigt den Schutz der Schöpfung – doch am Wackerberg will sie genau das Gegenteil tun. Der Pfarrer spricht von „verantwortungsbewusster Nutzung“, meint aber in Wahrheit einen großflächigen Eingriff, der Lebensräume zerstört und Böden versiegelt.
Die Kirche argumentiert, dass Klimaschutz wichtig sei – ein Punkt, dem niemand widerspricht. Doch warum beginnt sie dann mit der Zerstörung der eigenen Natur?
Ist es nicht absurd, die Umwelt zu retten, indem man sie opfert? Und wenn der Profit dabei wirklich keine Rolle spielt, warum steht dann eine der wohlhabendsten Kirchengemeinden der Region so unter Druck, diesen Deal durchzusetzen?
Wenn Bewahrung der Schöpfung bedeutet, sie wirtschaftlich auszu-schlachten, dann hat diese Kirche ihre eigene Botschaft nicht verstanden.
Die Kirche behauptet gerne, sie nehme die Sorgen der Menschen ernst – doch ihr Handeln vor Ort zeigt das Gegenteil. Sie wiegelt ab, spielt die Gefahr herunter und redet von „minimaler“ Bodenversiegelung, obwohl selbst kleine Eingriffe das sensible Ökosystem des Wackerbergs aus dem Gleichgewicht bringen können.
Besonders perfide ist die Argumentation, dass Windkraftanlagen langfristig den Klimawandel bekämpfen und dadurch Naturkatastrophen verhindern würden. Die Flut von 2021 war ein Weckruf – doch die Kirche in Olef tut so, als hätte es sie nie gegeben.
Wer das Risiko einer erneuten Katastrophe billigend in Kauf nimmt, handelt nicht christlich, sondern gewissenlos.
Merke: Es ist immer der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
In Predigten hören wir gerne von der Notwendigkeit, „nachhaltige Entscheidungen für kommende Generationen“ zu treffen.
Doch was bedeutet Nachhaltigkeit, wenn die Kirche das eigene kulturelle Fundament untergräbt? Sie versucht, die Rodung eines historischen Waldes als Fortschritt zu verkaufen, der ihr vor über 100 Jahren von Olefer Bürgern übertragen worden ist, um die Wald-Landschaft auch für die kommenden Generationen zu sichern und der Olefer Kirche eine sichere Einnahmequelle durch die Forstbewirtschaftung zu verschaffen.
Es geht also in Wahrheit nicht um „nachhaltige Entwicklung“, sondern um wirtschaftlichen Opportunismus. Wer den Schutz der Schöpfung predigt, aber sein eigenes natürliches Fundament an Windpark-Investoren verpachtet, verliert nicht nur Wälder – er verliert seine Glaubwürdigkeit.
Die Kirche tarnt ihre Entscheidung als Beitrag zum Klimaschutz – doch wer ernsthaft die Schöpfung bewahren will, zerstört nicht zuerst einen funktionierenden Wald.
Die Behauptung des Olefer Pfarrers, der Eingriff sei „minimal“, ist reine Schönfärberei.
Versiegelte Böden, gerodete Flächen, zerstörte Lebensräume – das soll durch einen angeblichen „langfristigen Nutzen“ aufgewogen werden.
Die Wahrheit ist: Es geht nicht um Klimaschutz, sondern um Geld. Die Kirche betreibt Ablasshandel wie im späten Mittelalter – damals wurden den armen Sündern gegen eine entsprechende Spende Zeit in der Vorhölle erlassen, heute wird Naturzerstörung als Tugend verkauft.
Doch egal, wie fromm die Verpackung ist: Es bleibt ein zutiefst unmoralisches Geschäft, ein Frevel an der Natur.
Die Kirche stellt das Abgreifen von Subventionen als Beitrag zum Gemeinwohl dar – doch in Wahrheit bereichert sie sich an einem System, das Steuergelder von unten nach oben umverteilt.
Bürger zahlen über Steuern und steigende Strompreise, während die Kirche satte Pachteinnahmen kassiert.
Das Argument, die Einnahmen flössen in soziale Projekte, ist eine Schutzbehauptung – doch wer kontrolliert, wohin das Geld wirklich geht? Die Bürger vor Ort sehen keinen Nutzen, sondern nur die Zerstörung ihrer Heimat für den Profit einer ohnehin wohlhabenden Institution.
Die Kirche spricht von „Verantwortung“, doch wahre Verantwortung bedeutet, moralisch vertretbar zu handeln – und nicht, jede finanzielle Gelegenheit zu nutzen.
Wer Demut predigt, kann sich nicht gleichzeitig aus öffentlichen Kassen bedienen. Dieser Widerspruch ist unübersehbar – und nicht zu rechtfertigen.
Der Kirchenwald auf dem Wackerberg soll nicht aus ideellen Gründen verpachtet werden, sondern weil es eine lukrative Einnahmequelle ist.
Dabei ist die Kirchengemeinde Olef alles andere als arm. Sie gilt als eine der wohlhabendsten in der Region, profitiert bereits von hohen Erträgen aus nachhaltiger Forstwirtschaft und benötigt die zusätzlichen Pachteinnahmen nicht zwingend. Doch anstatt ihren Reichtum für den Schutz der Natur und der Gemeinschaft einzusetzen, greift sie nach noch mehr Geld – selbst wenn das bedeutet, ihre eigenen Werte mit Füßen zu treten.
Besonders scheinheilig ist, dass die Kirche diesen Deal als „notwendigen Beitrag zur Klimawende“ verkaufen will. Doch wenn es wirklich um Klimaschutz ginge, würde sie ihren Wald bewahren, statt ihn für industrielle Zwecke zu opfern.
Die katholische Kirche lebt von der Gemeinschaft ihrer Gläubigen – doch mit der geplanten Verpachtung des Kirchenwaldes bricht sie genau mit diesen Menschen.
Statt auf ihre Gemeindemitglieder zu hören, die den Wald erhalten wollen, setzt sie sich über deren Willen hinweg und entscheidet im Alleingang. Das ist nicht nur ein Verrat an den Gläubigen, sondern auch eine Gefahr für den sozialen Frieden in der Gemeinde.
Schon jetzt spaltet das Projekt die Menschen. Viele fühlen sich übergangen, nicht ernst genommen, ja sogar hintergangen. Statt Transparenz herrschen Geheimniskrämerei und intransparente Entscheidungen.
Eine Kirche ohne das Vertrauen ihrer Gemeindemitglieder verliert ihre Legitimität. Sie riskiert nicht nur den Verlust weiterer Mitglieder, sondern auch langfristige Schäden an ihrem Ansehen.
Die Kirche hat nicht nur eine moralische Verantwortung gegenüber ihrer Gemeinde, sondern auch eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren eigenen Mitarbeitern. Doch mit der geplanten Verpachtung des Kirchenwaldes setzt sie diese bewusst unnötigen Konflikten und Anfeindungen aus.
Pfarrer, Verwaltungsangestellte, Ehrenamtliche – sie alle werden in eine hitzige Debatte gezogen, die nicht sie verursacht haben, aber deren Folgen sie ausbaden müssen. Schon jetzt eskaliert der Streit.
Unterstützer der Windkraft müssen sich rechtfertigen, und mittendrin stehen die kirchlichen Mitarbeiter, die diesen Konflikt austragen müssen. Die Kirche hat ihnen diese Last aufgebürdet – ohne sie zu schützen, ohne sie zu entlasten.
Was für ein Signal sendet das an die wenigen ehrenamtlich Engagierten? Wer wird sich künftig noch für eine Kirche einsetzen, die ihre eigenen Leute so im Stich lässt?
Die katholische Kirche fordert von ihren Gläubigen moralisches Handeln, Aufrichtigkeit und den Schutz der Schöpfung. Doch wenn es um eigene wirtschaftliche Interessen geht, gelten offenbar andere Regeln.
Mit der Verpachtung des Kirchenwaldes verrät sie ihre eigenen Werte – und untergräbt damit ihre Glaubwürdigkeit als moralische Instanz.
Doch wer Wasser predigt und Wein trinkt, zerstört dieses Fundament.
Die Kirche verliert hier nicht nur ein Stück Wald – sie verliert ihre moralische Autorität.
Die Entscheidung für den Windpark mag kurzfristig finanziell attraktiv sein. Doch der langfristige Schaden ist ungleich größer. Eine Institution, die ihre eigenen Werte verrät, wird irgendwann niemandem mehr glaubhaft vermitteln können, wofür sie eigentlich steht.
Der Schleidener Stadtrat hat sich im Januar 2025 einstimmig gegen weitere Windkraftstandorte ausgesprochen, doch die katholische Kirchengemeinde Olef ignoriert diese demokratische Entscheidung. Sie stellt sich damit nicht nur gegen die Bürger, sondern auch gegen deren gewählte Vertreter.
Was bedeutet Demokratie, wenn ein einzelner Akteur – noch dazu eine Kirche – glaubt, sich über die Beschlüsse einer demokratisch legitimierten Instanz hinwegsetzen zu können?
Diese Haltung offenbart eine bedenkliche Selbstherrlichkeit. Anstatt den Dialog mit der Stadt und den Bürgern zu suchen, wird hinter verschlossenen Türen über ihre Köpfe hinweg entschieden.
Die Kirche nutzt ihre rechtliche Unabhängigkeit, um sich dem Willen der lokalen Bevölkerung zu entziehen – ein Vorgehen, das den demokratischen Grundprinzipien widerspricht, die auch eine Kirche respektieren sollte.