K altenstein, 1951. Die fiktive pfälzische Kleinstadt befindet sich mitten im Aufbruch zu einer neuen Welt. Vier Schicksale sind es, die auf dramatische Weise durch die Stationierung der Amerikaner gelenkt werden: Die Bauerntochter Marie Kastner nimmt eine Stelle auf der Base an, nachdem die Amerikaner das Land ihrer Familie annektiert haben. Sie begegnet dort dem schwarzen GI George, der in Deutschland zum ersten Mal Freiheit erlebt, innerhalb des Militärs aber weiter mit Rassismus zu kämpfen hat. Erika Strumm, die Tochter des Bürgermeisters und Maries beste Freundin, empfängt – wie ihr profitorientierter Vater – die Amerikaner mit offenen Armen und stürzt sich ins neue Kaltensteiner Nachtleben.

Die Serie „Ein Hauch von Amerika“ (AT) erzählt vom Aufeinanderprallen zweier Kulturen Anfang der 50er-Jahre, als mit der US Army Aufbruch, Freizügigkeit und individuelle Freiheit im Westen Deutschlands einziehen. Die konservative, bäuerliche Provinz verwandelt sich in ein El Dorado der Dollars und der Unmoral – und zugleich in eine moderne Gesellschaft, in der sich das Leben der Freundinnen Marie und Erika tiefgreifend verändert.

Dreharbeiten

Die sechsteilige Miniserie wurde in der Eifel (Stolberg), in Köln, im Raum Heidelberg und in Idar-Oberstein gedreht. Dabei stand das Filmteam vor einer großen Herausforderung - der Corona-Pandemie.
Nur vier Wochen nach Drehstart im Februar 2000 gab es eine viermonatige Corona-bedingte Zwangspause. Erst seit Juli 2000 wurde unter strengen Hygieneregeln wieder weitergedreht, sagt Juliane Thevissen von der Herstellungsleitung.
"Wir haben hier überall am Set Waschbecken aufgestellt, das gab es vorher nicht, das ist neu. Wir haben auch eine Hygienebeauftragte am Set, die im Grunde genommen auch darauf achtet, dass Abstände eingehalten werden, dass das Team sich daran hält."
Da hatte man Anfang der fünfziger Jahre in der Pfalz ganz andere Sorgen...

Stolberg war Ende August/Anfang September 2020 an der Reihe, Hauptdrehorte waren der Alter Markt, die Burgstraße, der Heinrich-Böll-Platz und die Straße „In der Schart“.
Ausgestrahlt wurde die Serie im Herbst 2021 im Ersten, außerdem ist sie in der ARD-Mediathek verfügbar.

Filmkritik

• Gute Serie, die zwischendurch mal etwas langatmig ist. Jedoch greift sie ganz gut diverse Probleme der Zeit auf, insbesondere wie sich Alt-Nazis auch nach dem Krieg in hohen Ämtern hielten und den bisher fast totgeschwiegenen Rassismus in der US-Armee nach Kriegsende.
Moviepilot.de

• Präsentiert wird das Ganze als nahezu perfekt inszeniertes Melodram, welches seine Themen intelligent – beiläufig oder leichtfüßig in Form kabarettistischer Einlagen – in die Narration integriert und bis zuletzt mit effektvollen Wendungen aufwartet.
Rainer Tittelbach, Tittelbach.tv

• Fräuleins und GIs: In der Serie „Ein Hauch von Amerika“ versucht die ARD, authentisch aus dem Nachkriegsdeutschland zu erzählen. Das Ergebnis ist niederschmetternd.
FAZ

• Man merkt der Serie an, dass sie viele Themen diskutieren und von verschiedenen Perspektiven aus beleuchten will. Gleichzeitig wird ihr das streckenweise aber auch zum Verhängnis.
film-rezensionen.de

Bewertung:   6,6/10  IMDb


*** Stolberg ***

Die Wiege der Industrie: Dieses Motto wirkt auf der Tourismusseite einer deutschen Stadt befremdlich - Stolberg kann es sich leisten!
Als Teil der Städteregion Aachen mit etwa 60.000 Einwohnern, gleichzeitig aber auch schon in der Eifel gelegen, blickt Stolberg aufgrund seiner Bodenschätze auf eine mehrere Jahrhunderte lang währende Tradition in der Metallverarbeitung zurück und bezeichnet sich selbst offiziell als »Kupferstadt«.
Im Schatten einer Burg aus der Zeit nach 1100 siedelten sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Handwerker an, die Eisen, Kupfer, Blei, Gold und Silber verhütteten. Um 1600 gestattete der Burgherr von Effern protestantischen Kupfermeistern aus Aachen die Übersiedlung in sein Herrschaftsgebiet - schon damals eine erfolgreiche Standort-Politik.

Der Rittersaal der Burg dient heute kulturellen Veranstaltungen, offiziellen Empfängen und öffentlichen Sitzungen des Stadtrates.
Unterhalb der Burg liegt die Altstadt, die ein lebendiges Zeugnis der Baukultur der Vergangenheit darstellt. Der historische Bereich von Stolberg gehört deshalb auch zu den bedeutenden historischen Stadtkernen in Nordrhein-Westfalen und wird gerne als Film-Kulisse genutzt.

Die große Flut

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wird aus dem Vichtbach ein reißender Fluss, aus der Rathausstraße in der Stadtmitte von Stolberg eine Trümmerwüste mit Löchern bis fast zehn Meter Tiefe.
Das Rathaus mit dem Stadtarchiv wird geflutet, der Stadtrat denkt über einen Neubau nach – Kosten 45 Millionen Euro. Insgesamt werden 20 städtische Gebäude zerstört, darunter auch drei Feuerwehrgerätehäuser. Bis zu 5.000 Wohnungen sind zunächst unbewohnbar, Autos weggespült, Restaurants, Geschäfte und Werkstätten verwüstet.

Auch die Metallindustrie in der alten Kupferstadt hat es böse erwischt - die Flutwelle stand 2,20 m in den Fertigungshallen.
Aber aufzugeben war keine Option: Nach wenigen Wochen war die Produktion wieder angefahren; die meisten Unternehmen hatten nach sechs Monaten ihre volle Kapazität erreicht.

Bewertung:   4,2/5  Tripadvisor

TV-Serie • Zeitgeschichte

SWR  2021


Regie: Dror Zahavi
Produktion: FFP New Media
Darsteller: Elisa Schlott, Reomy D Mpeho, Franziska Brandmeier