D er arme Köhler Peter Munk ist aufstiegsorientiert und sucht die Waldgeister auf, denn er will ein besseres Leben im Schwarzwald führen. Vom Glasmännlein darf sich Peter drei Wünsche erbitten. Doch den dritten Wunsch verweigert der Geist, ein unzuverlässiger Gesell.

In seiner Not wendet sich Peter an den düsteren Holländer-Michel - ein böser Fehler! Der besitzt einen Migrations-Hintergrund und offenbart ihn schon im Namen, was soll man da erwarten?
Zunächst einmal klingt sein Angebot vielversprechend: Er bietet Peter eine lebenslange finanzielle Unterstützung an, deutlich über dem Hartz 4-Satz. Der Haken findet sich dann im Kleingedruckten - er fordert Peters Herz als Gegenleistung und setzt ihm dafür einen kalten Stein in die Brust. Damit überschreitet der Holländer-Michel deutlich seine Kompetenzen, denn der Junge besitzt keinen Organspende-Ausweis.
Als Mediziner würde er wohl heute seine Approbation verlieren, im Märchen kam man seinerzeit damit durch.

Der Autor

Eine literarische Schaffensperiode von gerade einmal zwei Jahren, ein früher Tod kurz vor dem 25. Geburtstag - mit diesen ungewöhnlichen biografischen Daten hat sich Wilhelm Hauff (* 29.11.1802 in Stuttgart), ein Dichter der Romantik, in die Geschichtsbücher eingetragen.
Hauff wächst in einer schwäbischen Familie im gehobenen Beamtentum auf und bewirbt sich 1824 erfolgreich - nach Studium und Promotion zum Dr. phil. - als Hauslehrer beim württembergischer General und Kriegsminister Ernst Eugen Freiherr von Hügel.
Die pädagogische Herausforderung reicht ihm bald nicht mehr und er beginnt zu schreiben, erst eine Satire ("Der Mann im Mond"), dann ein paar Novellen und schließlich ein Märchen-Almanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände, wie es damals hieß.
Der bekannteste Titel, "Das kalte Herz", erschien erst 1828, also ein Jahr nach Hauffs´ Tod.

Dreharbeiten

"Schneewittchen", "Rotkäppchen, "Aschenputtel", "Hänsel und Gretel" - wer heute an deutsche Märchen denkt, dem fallen zunächst einmal die Gebrüder Grimm und ihre Sammlung ein. Die Protagonisten sind oft junge Frauen, und mit denen lässt sich gut mitleiden, vor allem, wenn die böse Stiefmutter oder die alte Hexe ins Spiel kommen...
Bei der Vermarktung der Filmrechte wäre dann aber wieder Hauff ganz vorne dabei gewesen: Kaum ein anderes Stück ist so häufig verfilmt worden wie "Das kalte Herz":

  • Anfang der 1920er-Jahre entsteht eine erste Verfilmung vom „Kalten Herz“. Drehorte sind der Schwarzwald und Berlin-Wannsee.
  • Weitere Stummfilm-Versionen werden Anfang der dreißiger Jahre von der Münchner Produktionsfirma Mercedes-Film und 1932/33 vom Berliner Filmregisseur Karl Ulrich Schnabel gedreht. Sie gelten als verschollen.
  • Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs plant die Berliner UFA eine Neuverfilmung, kann das Projekt aber nicht mehr realisieren.
  • Die UFA-Nachfolgerin, die DEFA in der DDR, hat da mehr Erfolg und realisiert den Stoff erstmals als Tonfilm und dann gleich auch noch ein Farbe - der erste Farbfilm in der DDR überhaupt.
    Gedreht wird natürlich nicht im Schwarzwald, sondern ein paar hundert Kilometer östlich, im Thüringer Wald. Das Dorf, in dem Peter Munk lebt, und andere Filmkulissen werden in den Berliner DEFA-Ateliers nachgebaut.
  • Das kann der Westen natürlich auch: 1978 wird im Rahmen einer WDR-Fernsehserie das "Kalte Herz" gezeigt. Drehorte für die Außenaufnahmen sind diesmal wieder der Schwarzwald, aber auch das Wildfreigehege Hellenthal in der Nordeifel.
    Hier hat Peter Podehl die Regie übernommen, der Spezialist für Märchen-Inszenierungen.
  • Nach dem WDR verfilmt auch das ZDF Hauffs´ Märchen, diesmal als sechsteilige Fernsehserie für das Weihnachts- und Neujahrsprogramm 1978/79. Einige Innenaufnahmen entstehen in den Tempelhofer Film-Studios in Berlin, die Außenaufnahmen im Harz.
  • Weil´s so schön war, legt das ZDF 2013/14 mit dem Regisseur Marc-Andreas Bochert noch einmal nach. Gedreht wird wieder im Südschwarzwald.

Aber warum ist gerade dieses Märchen bei Regisseuren so beliebt?
Nun, ganz einfach, weil die Moral stimmt - Herz schlägt Kapital! Natürlich siegt auch bei anderen Märchen immer das Gute, aber die Probleme entstehen meist im familiären Umfeld: Ungehorsame Kinder, missgünstige Verwandte.
"Das kalte Herz" dagegen eignet sich hervorragend als Parabel der Gesellschafts-, ja geradezu der Kapitalismus-Kritik. So ist es bestimmt kein Zufall, dass die DDR gerade diese Vorlage für ihren ersten Farbfilm auswählt.

Filmkritik (2016)

• Düsteres Fantasy-Märchen mit guten Darstellern. Solides in seiner Inszenierung, jedoch mit Schwächen in der Adaption.
Gringo93

• Regisseur Johannes Naber borgt sich dafür allerhand Stilmittel des fantastischen Kinos von Ridley Scott bis Peter Jackson und würzt so manche Szene mit einem wuchtigen Soundtrack, wie er auch einem Italowestern gut gestanden hätte.
Das hebt den Film aus der Masse der sonst eher "ganz netten" deutschen Märchenfilme ...

Thomas Groh, Perlentaucher

• Diesem Kinofilm merkt man natürlich an, dass er ein weitaus größeres Budget hatte, was sich in Ausstattung, Kostümen und Kulissen widerspiegelt. Mit einer Laufzeit von fast zwei Stunden lässt er sich auch Zeit, seine Geschichte zu erzählen.
Johann Öttl

Bewertung:   6,8/10  IMDb


*** Hellenthal ***

Zwei Burganlagen und ein Besucher-Bergwerk, ein Wildgehege mit Greifvogelstation, eine Talsperre und ein historischer Schienenbus - die Sehenswürdigkeiten der kleinen Eifelgemeinde (knapp 8.000 Einwohner) reichen locker für drei oder vier touristische Destinationen.
Ganz zu schweigen von den gut ausgebauten (Rad-)Wandertouren der Region, den Narzissenwiesen in Hollerath und den Wintersportangeboten am Weißen Stein - na gut, die Winter in der Eifel sind auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren…

Dabei bildet bis heute nicht der Tourismus, sondern die metallverarbeitende Industrie in den Tallagen von Hellenthal und Blumenthal mit rund 1.500 Arbeitsplätzen das wirtschaftliche Fundament der Gemeinde.

Unter Tage

Mit ihren Erzvorkommen galt die Eifel schon in der Antike (Kelten, Römer) als eines der wichtigsten Abbaugebiete nördlich der Alpen; hier entwickelte sich die Keimzelle der deutschen Montanindustrie.
Das Bleierzbergwerk bei Hellenthal-Rescheid ist urkundlich seit 1543 bekannt. Mitte der achtziger Jahre begann der Heimatverein zusammen mit Wissenschaftlern der Hochschule Aachen das Bergwerk wieder freizulegen; mittlerweile finden täglich Führungen unter Tage statt.

Eisenbahnfans konnten Hellenthal jeden Sonn- und Feiertag im Sommerhalbjahr mit einem historischen MAN-Schienenbus von Kall aus erreichen, jedenfalls bis zur Eifelflut vom 14. Juli 2021, als große Teile der Strecke zerstört wurden.

Mittelalterflair

Reifferscheid und Wildenburg sind zwei typische Burgsiedlungen im Gemeinde­gebiet. Die Burgruine Reifferscheid mit ihrem historischen Ortskern geht in der ältesten Bausubstanz auf das 11. Jahrhundert zurück. Die Wildenburg, einzige nicht zerstörte Höhenburg bei Hellenthal im Kreis Euskirchen aus dem 12. Jahrhundert, wird heute als Begegnungs-, Erholungs- und Bildungsstätte genutzt.

Greifvogelstation

Ein besonderes Ausflugsziel für die ganze Familie ist das Wildgehege Hellenthal mit angeschlossener Greifvogelstation, dem Herzstück der Anlage.
Bei den regelmäßigen Flugvorführungen werden Adler, Bussarde, Milane und Falken mit waghalsigen Manövern in freiem Flug gezeigt. Den Besuchern wird geraten, besonders auf ihre kleinen Hunde aufzupassen...

Die Nachzuchterfolge der Station sind beeindruckend, viele Greifer wurden in den letzten Jahren ausgewildert.
Neben den Greifvögeln begegnet der Besucher auf der 65 ha großen Parkanlage überwiegend einheimischen Wildarten wie Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Fuchs und Luchs.

Bewertung:   4,4/5  Tripadvisor

Märchenfilm

WDR  1978


Regie: Karl Ulrich Schnabel
Produktion: Memoriav, SRF
Darsteller: Franz Schnyder, Elfriede Gärtner, Stefan Schnabel