V om Taschendieb zum Pfarrer: Der junge Maik (Daniel Donskoy) hat als vermeintlicher Schaffner eines Nahverkehrszuges praktisch alle Fahrgäste um Schmuck, Uhren und Telefone gebracht. Als sie ihm auf die Schliche kommen, bleibt ihm nur ein Ausweg: Er schlüpft in die Soutane eines Pfarrers, der sich im eigenen Abteil unbemerkt auf den Weg zu seinem Chef gemacht hat.
Am nächsten Haltepunkt wird Maik schon erwartet: Seine zukünftige Haushälterin (Susi Banzhaf) begrüßt ihn als den neuen Pastor der fiktiven rheinischen Kleinstadt Läuterberg.

Schäfer nimmt es als einen Wink des Himmels und agiert durchaus gekonnt. Er fühlt sich schnell wohl in seiner neuen Rolle des Seelentrösters, der abseits des Großstadt-Trubels untertauchen und seine kriminellen Aktivitäten vorerst einstellen kann. Und wenn seine mahnenden Worte mal nicht ausreichen, hilft er auch gelegentlich mit unorthodoxen Taten nach, die dann seine wahre Identität durchblitzen lassen.

Doppelte Versuchung

Ziemlich riskant für „Sankt Maik“ ist jedoch Kirchenchorleiterin Eva Hellwarth (Bettina Burchard), in die sich der falsche Pfarrer verliebt. Denn Eva arbeitet bei der Polizei und ihr kriminalistischer Spürsinn bringt für Schäfer natürlich große Probleme mit sich.

Außerdem besitzt die Pfarrei eine wertvolle Monstranz. Mit der Kostbarkeit würde Maik gern ein dringendes Finanzproblem lösen: Weil sein etwas unbedarfter kleiner Bruder Kevin (Vincent Krüger) wieder mal Mist gebaut hat, schuldet das Brüderpaar einem Gangster, mit dem nicht zu spaßen ist, 50.000 Euro.

Ein merkwürdiger Heiliger

Tittelbach.tv rezensiert die Serie, die von RTL nach drei Staffeln eingestellt wurde, durchaus wohlwollend:
"Es hat schon viele Serien über Kirchenmänner (und manchmal auch -frauen) gegeben. „Sankt Maik“ (RTL / UFA Fiction) aber gewinnt dem Genre tatsächlich eine originelle und zudem komische Seite ab.
Maiks Motive und somit auch seine Ziele sind unmoralisch, aber auf dem Weg dorthin ergeben sich dauernd positive Kollateralschäden: weil er gewissermaßen aus Versehen eine gute Tat nach der anderen begeht. Mal befreit er eine alleinerziehende Mutter aus einem sklavenähnlichen Arbeitsverhältnis und verhilft nebenbei einer alten Frau zu einer freundlichen Pflegekraft, mal sorgt er dafür, dass der Filialleiter der örtlichen Bank, der im Trennungsschmerz versauert, neuen Lebensmut gewinnt.

Die Umsetzung dieser Geschichten über einen merkwürdigen Heiligen ist recht gediegen. Einen Pfarrer, der in Wirklichkeit gar keiner ist und trotzdem am laufenden Band Gutes tut: Das gab’s noch nicht; so gesehen ist Pastor Maik gewissermaßen Don Camillo und Peppone in einer Person.

Dreharbeiten

Die Serie wurde von UFA Fiction im Auftrag von RTL an verschiedenen Orten in NRW gedreht, u.a. in Zons, Bedburg Alt-Kaster, Witzhelden und Rommerskirchen. In der Eifel haben sich die Bewohner von Heimbach-Vlatten über die Abwechslung gefreut, die Sankt Maik samt Filmcrew in das Dorf brachten. Für einzelne Szenen ging es aber auch nach Nideggen und Gerolstein.
Unzählige Male wurde eine Film-Szene in der für die Dreharbeiten gesperrten Vlattener Quellenstraße wiederholt. Der Toningenieur hatte bei dieser Außenszene eine schwierige Aufgabe zu bewältigen: Hier röhrt ein Rasenmäher, dort summt ein elektrisches Gartengerät und von Zeit zu Zeit zeichnet ein brummendes Flugzeug weiße Kondensstreifen in den Sommerhimmel.
Schauspielerin Nina Vorbrodt beobachtet in der Drehpause aus einem Regiesessel die Szene: „Jetzt kommen wir extra in die Eifel, weil es hier so ruhig sein soll“.
Hauptdarsteller Daniel Donskoy sitzt derweil in Soutane und Turnschuhen hinter dem Tontechniker – eine Flasche Mineralwasser und einen Snack in der Hand. Eine kleine Stärkung zwischendurch, denn die Dreharbeiten dauern bis in die frühen Morgenstunden.

Dreharbeiten laufen in der Eifel ziemlich stressfrei - Behörden (Drehgenehmigun­gen!) und Anwohner ziehen mit. Das ist nicht überall selbstverständlich:
So berichtet beispielsweise die Westdeutsche Zeitung, dass ein Ratsherr aus Zons an den Bürgermeister geschrieben hat: „Das wehrhafte Zons wurde noch nie von Feinden eingenommen und besetzt. Das holen jetzt die Filmteams nach.“ Sie seien durch die Straßen gezogen, hätten Ein- und Ausfahrten blockiert, die wenigen Restparkplätze weggenommen, wären sehr bestimmend aufgetreten und hätten sich nicht an eigene Mitteilungen und Absprachen gehalten.

Filmkritik

• Die Story ist zwar nicht neu, aber dafür erfrischend, temporeich und humorvoll erzählt, ohne dass sie sich gleich in Klischees wirft und im TV-Kitsch untergeht.
Moviebreak.de

• Einen Pfarrer jedoch, der in Wirklichkeit gar keiner ist und trotzdem am laufenden Band Gutes tut: Das gab’s noch nicht; so gesehen ist Pastor Maik gewissermaßen Don Camillo und Peppone in einer Person.
Tilmann P. Gangloff, Tittelbach.tv

• Wer zu ernsthaft hinterfragt, wie realistisch manche der Begegnungen des falschen Pfarrers sind, wird alles an der Serie für reichlich albern halten. Es würde aber dem Genre nicht ganz gerecht: Jede Verwechslungskomödie lebt von der Steigerung der Absurdität.
Thomas Lückerath, DWDL.de

• Der katholische Medienexperte Bruder Paulus Terwitte findet die neue RTL-Fernsehserie „Sankt Maik“ nicht lustig.
„Es ist nicht nur lustig, mit dem Heiligen seine Witze zu treiben“, so Terwitte wörtlich. Ihm werde angesichts von „Sankt Maik“ klar, wie wenig Rückhalt die Kirche in der deutschen Gesellschaft mittlerweile habe.

VaticanNews

Bewertung:   6,9/10  IMDb


*** Vlatten ***

liegt eingebettet in ein sanftes Tal am östlichen Stadtrand von Heimbach und hat knapp 1.000 Einwohner.

Erste Besiedlungen sind nachweisbar zur Zeit von Kelten und Römer (wahrscheinlich sogar Jahrtausende früher), die erste schriftliche Erwähnung im Jahr 869.
Zur Zeit der Franken war Vlatten eine Königspfalz, die den fränkischen Herrschern als Ausgangspunkt für Jagden und als zeitweilige Residenz diente. Dieser Hof hatte eine eigene Landwirtschaft und war außerdem Gerichtssitz und Verwaltungssitz eines eigenen Forstbezirks. Daraus entstand bis zum 14. Jahrhundert zwei Burgen, vermutlich aus Erbteilung.

Von 1922 bis 1926 führte das Eifelrennen durch den Ort, veranstaltet vom ADAC als Vorläufer des Nürburgrings.
In der jüngeren Vergangenheit hat Vlatten in diversen kommunalen Wettbewerben einige Preise abgeräumt, z.B. 1997, 2006, 2012 und 2018 jeweils eine Silbermedaille bei »Unser Dorf hat Zukunft«.

Bewertung:   4,0/5  Tripadvisor

TV-Serie • Komödie

RTL  2018-21


Regie: Sven Fehrensen, Ulrike Hamacher, u.a.
Produktion: UFA Fiction
Darsteller: Daniel Donskoy, Vincent Krüger, Bettina Burchard