G öschenen in der Schweiz, 1873. Es herrscht Goldgräberstimmung. Die Bauarbeiten am Eisenbahntunnel durch den Gotthard ziehen Hunderte von Menschen aus ganz Europa an.
Täglich kommen neue Jobsuchende aus ganz Europa in das kleine Bergdorf im Kanton Uri. Sie wollen sich an der Arbeit am größten und spektakulärsten Bau der Neuzeit beteiligen - am Eisenbahntunnel durch den Gotthard in den Schweizer Alpen.

Unter den Begeisterten sind Max (Maxim Mehmet), der angehende Ingenieur aus Deutschland, und Tommaso (Pasquale Aleardi), der stolze Mineur aus dem Piemont. Die beiden jungen Männer streiten sich um das letzte Logierbett auf dem Hof der Fuhrmannstochter Anna (Miriam Stein). Schließlich teilen sie es sich aus finanziellen Gründen.
Nicht nur die knochenharte Arbeit schweißt Max und Tommaso zusammen, sondern auch ihre Freundschaft mit der zupackenden Anna...

Gotthard ist ein zweiteiliger Historienfilm über den Bau des 15 km langen ersten Gotthardtunnels von 1873 bis 1882. Produziert wurde der 180 Minuten dauernde Fernsehfilm 2015 von Zodiac Pictures für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) unter der Regie von Urs Egger. Die bisher größte Filmproduktion des Schweizer Fernsehens entstand in einer Koproduktion mit ZDF, ORF, RSI und RTS.

Dreharbeiten auf Gut Stockem

Der Gotthard-Tunnel durch die Schweizer Berge wurde auch in Stolberg gebaut - zumindest im Film. Im Stolberger Ortsteil Breinig wurde auf Gut Stockem gedreht. Rund um das Gut hat das Filmteam seine Lkw und Transporter abgestellt. Die Kennzeichen zeigen die Herkunft: Wiesbaden, Hamburg, Köln, Landsberg am Lech. Auch Schweizer Kennzeichen sind dabei.

Zuvor waren im Museum Zinkhütter Hof rund 200 Komparsen gesucht worden. Zu mehreren Hundert waren die potenziellen Schauspieler gekommen. Sie haben zunächst einen Fragebogen ausgefüllt und wurden im Anschluss fotografiert und vermessen. Wichtig sei das vor allem für die Kostüme, denn die sollen schließlich passen.
Aber auch Statur und Aussehen spielen bei der Auswahl eine große Rolle: „Da viele Rollen als Bergmann und Tunnelbauer zu besetzen sind, suchen wir besonders nach drahtigen, bärtigen Männern — sehr gerne mit südländischem Aussehen und unrasierter Brust“

Filmkritik

Die Kritiker sind in ihrer Meinung gespalten:

• Ein Berg von Klischees: Der SRF-Zweiteiler «Gotthard» sucht nach dem menschlichen Gesicht hinter dem Jahrhundertereignis des Gotthardtunnelbaus. Dabei bleibt von der dramatischen Historie fast nur Kolportage übrig.
Claudia Schwartz, NZZ

• Großes Lob der Ausstattung und auch die Besetzung kann sich sehen lassen:
Hervorzuheben bei „Gotthard“ ist die Ausstattung. In ihrer Detailtreue und Genauigkeit ist sie überzeugend, trägt maßgeblich dazu bei, dass man eine Vorstellung von der Arbeit im Gotthard-Tunnel und den Lebensbedingungen der Menschen, die am Bau beteiligt waren, bekommt.

Volker Bergmeister, Tittelbach.tv

Bewertung:   6,5/10  IMDb


*** Stolberg ***

Die Wiege der Industrie: Dieses Motto wirkt auf der Tourismusseite einer deutschen Stadt befremdlich - Stolberg kann es sich leisten!
Als Teil der Städteregion Aachen mit etwa 60.000 Einwohnern, gleichzeitig aber auch schon in der Eifel gelegen, blickt Stolberg aufgrund seiner Bodenschätze auf eine mehrere Jahrhunderte lang währende Tradition in der Metallverarbeitung zurück und bezeichnet sich selbst offiziell als »Kupferstadt«.
Im Schatten einer Burg aus der Zeit nach 1100 siedelten sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts Handwerker an, die Eisen, Kupfer, Blei, Gold und Silber verhütteten. Um 1600 gestattete der Burgherr von Effern protestantischen Kupfermeistern aus Aachen die Übersiedlung in sein Gebiet, Kenntnisse der Messingherstellung mitbrachten.

Der Rittersaal der Burg dient heute kulturellen Veranstaltungen, offiziellen Empfängen und öffentlichen Sitzungen des Stadtrates.
Unterhalb der Burg liegt die Altstadt, die ein lebendiges Zeugnis der Baukultur der Vergangenheit darstellt. Der historische Bereich von Stolberg gehört deshalb auch zu den bedeutenden historischen Stadtkernen in Nordrhein-Westfalen und wird gerne als Film-Kulisse genutzt.

Die große Flut

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wird aus dem Vichtbach ein reißender Fluss, aus der Rathausstraße in der Stadtmitte von Stolberg eine Trümmerwüste mit Löchern bis fast zehn Meter Tiefe.
Das Rathaus mit dem Stadtarchiv wird geflutet, der Stadtrat denkt über einen Neubau nach – Kosten 45 Millionen Euro. Insgesamt werden 20 städtische Gebäude zerstört, darunter auch drei Feuerwehrgerätehäuser. Bis zu 5.000 Wohnungen sind zunächst unbewohnbar, Autos weggespült, Restaurants, Geschäfte und Werkstätten verwüstet.

Auch die Metallindustrie in der alten Kupferstadt hat es böse erwischt - die Flutwelle stand 2,20 m in den Fertigungshallen.
Aber aufzugeben war keine Option: Nach wenigen Wochen war die Produktion wieder angefahren; die meisten Unternehmen hatten nach sechs Monaten ihre volle Kapazität erreicht.

Bewertung:   4,2/5  Tripadvisor

Drama • Historienfilm

SRF2016


Regie: Urs Egger
Produktion: Zodiac Pictures, Wilma Film, ZDF, ORF, SRF
Darsteller: Maxim Mehmet, Pasquale Aleardi, Miriam Stein