100 Personen in einem Ein-Familien-Haus, keine Maske, kein Mindestabstand - ein neues Protestformat der Querdenker?
Soweit würden selbst hartgesottene Corona-Leugner und Verschwörungs-Theoretiker nicht gehen, wohl aber der Privatsender Pro7, der 2018 dieses TV-Trash-Format auf den deutschen Markt brachte.

Dschungelcamp in Satzvey

Erfunden haben diese Extrem-Variante von "Big Brother" und "Dschungelcamp" die Holländer, denen traut man ja einiges zu:
Viel zu wenig Wohnraum, Schlafmöglichkeiten und Platz für Lebensmittel, Waschen und Toilettengang müssen erkämpft werden. Wer das Haus als Letzter verlässt, gewinnt 100.000 Euro. Das Geschehen wird 24 Stunden von Kameras begleitet.

Die erste Staffel wurde in einem Haus in Satzvey gedreht, das WG-Haus für die zweite Staffel steht in Mettmann. Zu Beginn konnte Pro7 einen dürftigen Marktanteil von knapp unter 10 Prozent verbuchen, am Ende schalteten nur noch 550.000 Zuschauer ein (2,2%).
Es war also ein Ende mit Schrecken, nicht nur für 99 von 100 Teilnehmern, sondern auch für den Sender selbst.

Nachspiel vor Gericht

Drei Jahre nach dem Ende der ersten Staffel musste sich der Sieger Oliver N. vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten.
Jens G., der Drittplazierte, behauptete, es habe 2018 zwischen den drei Finalisten eine Absprache zur Aufteilung des Preisgelds gegeben: »Du hast mir dein Männer-Wort gegeben«.
Davon wollte der 36-jährige Sieger aber nichts mehr wissen, zahlte dann aber in einem Vergleich 15.000 Euro an Jens. Der Zweitplazierte ging zunächst leer aus, er hatte nicht geklagt.

TV-Kritik

• Schon in den ersten Minuten weiß der Zuschauer, dass in dieser Sendung keine Peinlichkeit ausgelassen werden wird.
Julia Henniges

• GTFOOMH“ ist ein Sendeformat, das die Welt nicht braucht: Menschen geben ihr kleines Bisschen Würde an der Haustür ab und werden mit Statements in der Bauchbinde dem Publikum vor- und zugleich bloßgestellt.
Beate Strobel

• Haben die TV-konsumierenden Menschen in Deutschland keine ausreichende Verwandtschaft mehr? Oder warum müssen sich Sender wie Pro Sieben nun schon die x-te Sendung aus den Rippen leiern, in der alles dafür getan wird, dass echte Menschen echte Emotionen zeigen?
Ruth Schneeberger


*** Burg Satzvey ***

Ganz auf das Geschäft mit dem Mittelalter setzte schon früh Franz Josef Graf Beissel von Gymnich, der gemeinsam mit seiner amerikanischen Frau Jeannette Anfang der 80er Jahre die ersten Ritterspiele auf Burg Satzvey veranstaltete, die als besterhaltene Wasserburg des Rheinlands gilt.

Dort finden inzwischen das ganze Jahr über - zumindest außerhalb von Corona-Zeiten - Ritterspiele, Burgfeste und Mittelaltermärkte statt, das eine oder andere Konzert ist auch dabei. Inzwischen wird das operative Geschäft von seiner Tochter im Rahmen der Patricia Gräfin Beissel GmbH geleitet.

Die Satzveyer Anlage aus dem 12. Jahrhundert stand ursprünglich auf zwei Inseln und war Sitz eines Geschlechts von Vey, das dort die umfangreichen kirchlichen Güter der - benannt nach dem durch das Gebiet fließenden Veybach) - als Vögte verwaltete.
Noch im 15. Jahrhundert wurde die Wehrhaftigkeit der Anlage erhöht. Das Torhaus mit den Doppeltürmen entstand, ein Zwinger wurde angelegt und die Vorburg stärker befestigt.
Von kriegerischen Zerstörungen blieb die Burg über Jahrhunderte weitestgehend verschont. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie jedoch schwer beschädigt und in den folgenden Jahrzehnten von ihren Eigentümern, Adeline Wolff Metternich zur Gracht und ihrem Ehemann Franz Josef Graf Beissel von Gymnich zu Frens, wieder in Stand gesetzt.

Bei der Eifelflut vom 14. Juli 2021 standen große Teile der Burg Satzvey unter Wasser, die Pferdeausrüstung wurde fast komplett zerstört, ein Teil der Ställe ist einsturzgefährdet und der Turnier / Reitplatz, der vor zwei Jahren erst komplett neu angelegt wurde, existiert einfach nicht mehr.
Mit Unterstützung vieler freiwilliger Helfer wurde der Wiederaufbau in Angriff genommen und so die Burgweihnacht 2021 gerettet.

Bewertung:   3,5/5  Tripadvisor

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