E in Morgen im November 2018, Schleiden in der Eifel:
Wasser steht auf dem Boden, tropft von der Decke. Ein Großbrand hat in der Nacht zum Freitag im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium gewütet. Der Dachstuhl des mehr als 40 Meter langen Altbaus, der direkt an der B265 liegt, ist zum Raub der Flammen geworden. Die Aula ist als solche nicht mehr erkennbar, die Stadtbibliothek durch Löschwasser massiv beschädigt. Etwa ein Viertel der Fläche der Schule ist betroffen, der Schaden geht in die Millionen.

Welcher Schüler hätte nicht einmal davon geträumt, seine Penne einfach abzufackeln, besonders wenn es auf die Zeugniskonferenz oder einen Elternsprechtag zugeht?
Ihre Phantasien setzen glücklicherweise die wenigsten um, auch nicht in der Eifel.

Da ist der 15jähriger Schüler aus Hellenthal, der in der neunten Klasse des Schleidener Gymnasiums unterrichtet wird, aus ganz anderem Holz geschnitzt:
Gleich dreimal attackiert er seine eigene Schule mit Brandsätzen - ein klarer Fall von "Heimvorteil"!
Erst ein halbes Jahr später, im Mai 2019, wird der Brandstifter gefasst.

Der Feuerteufel packt aus

Es zeigt sich schnell - der Junge ist ein Serientäter, und er ist durchaus schuldfähig. Nach seiner Festnahme gesteht er, sieben Brände in Hellenthal und Schleiden gelegt zu haben, davon drei am Schleidener Sturmius-Gymnasium. Der entstandene Sachschaden beträgt laut Aachener Staatsanwaltschaft mehrere Millionen Euro.

Die Polizei Euskirchen und die Aachener Staatsanwaltschaft hatten monatelang nach dem Brandstifter gesucht. Obwohl bei den Bränden am Gymnasium Fotos des Täters entstanden waren, konnte zunächst kein Verdächtiger ermittelt werden. Erst nach dem Anzünden eines Carports im Schleidener Stadtteil Oberhausen hatte ein Zeuge beobachtet, wie der mutmaßliche Täter mit einem Fahrrad flüchtete. Kurz darauf nahm die Polizei den damals 15-Jährigen nicht weit vom Tatort entfernt fest.

Damit endete schlagartig die Serie von Bränden in der Region. So war beispielsweise auch in einem Sägewerk in Schleiden-Harperscheid ein Sachschaden von etwa fünf Millionen Euro entstanden war; diesen Brand nahm der Junge aber nicht auf die eigene Kappe.
Er gab aber zu, ein Wohnhaus angezündet zu haben, dessen Bewohner sich nur knapp retten konnten - eine Frau wurde bei einem Sprung aus dem Fenster verletzt.

Das Urteil

Wegen siebenfacher schwerer Brandstiftung sowie versuchten Mordes in zwei Fällen ist der 15-Jährige Hellenthaler vom Landgericht Aachen zu viereinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt worden, ziemlich genau ein Jahr nach dem Großbrand der Schule.
Strafmildernd wertete das Gericht das umfassende Geständnis des Angeklagten. Außerdem hatte er sich in der nicht öffentlichen Verhandlung bei den Geschädigten entschuldigt - na, immerhin!

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme

Der Eifler an sich scheint eine gewisse Affinität zur Brandstiftung zu besitzen.
So hat ein 39jährigen Mann aus Kall-Wahlen im Oktober 2020 nach einem Streit versucht, das Haus eines Nachbarn per Brandbeschleuniger anzuzünden. Zwei Tage später versuchte er es erneut. Stur sind sie, die Eifler.
Thomas P. hat sich damit ein Verfahren wegen Brandstiftung und versuchten, mehrfachen Mordes vor dem Aachener Landgericht eingehandelt.

Deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit sicherte sich ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Bad Münstereifel-Iversheim. Seine Einsätze erschienen ihm offenbar nicht häufig und nicht spannend genug, daher zeigte er Eigeninitiative und griff zum bewährten Mittel der Arbeitsbeschaffung:
Der 22jährige gab zu, 15 Brände in Iversheim ab dem Sommer 2019 bis November 2020 gelegt zu haben. Zusammen mit seinen Kameraden hat er diese dann professionell gelöscht - Ehrensache!

Auf Neros Spuren

Der römische Kaiser Nero gilt nicht gerade als der beliebteste unter den Imperatoren. Vielleicht liegt es ja an der mangelhaften PR?
Als am 18. Juli 64 ein großer Brand in Rom ausbricht, an dessen Ende mehr als ein Drittel der 1,2-Millionen-Metropole in Schutt und Asche liegt, verbreitet sich rasch ein Gerücht: Nero sei selbst der Brandstifter (oder zumindest der Anstifter), um sich beim Anblick eines lodernden Flammenmeeres künstlerisch inspirieren zu lassen. Während des Brandes der Stadt habe er in seinem Palast die Bühne bestiegen und Trojas Untergang besungen.

Einen vergleichbaren Hang zur Theatralik konnten am 6. Mai 2020 die überraschten Einsatzkräfte der Euskirchener Feuerwehr beobachten. Da hatte ein Mann in einem dreigeschossigen Mehrfamilienhaus Feuer gelegt und war aus seiner Wohnung durch eine Luke aufs Dach gestiegen. Statt - historisch korrekt - den Untergang Trojas zu besingen, hat er von dort aus eine WhatsApp-Nachricht an seine Frau abgesendet, die gerade in den Armen ihres Liebhabers weilte:
"Ich verbrenne, ich muss gerettet werden. Und Du bist bei einem Anderen!"

Diese Show-Einlage brachten dem Euskirchener viereinhalb Jahre Haft wegen schwerer Brandstiftung und versuchtem Totschlag in drei Fällen, denn die anderen Hausbewohner hatte er nicht gewarnt, sie mussten von der Feuerwehr gerettet werden, samt Katze.
Bei seiner Frau hat er aber offenbar genau den richtigen Ton gefunden - sie zog ihre Scheidungsklage zurück.

Mangelnde Diversität

Sorgen bereitet den Verantwortlichen die mangelnde Diversität unter den Brandstiftern: Die Straftäter sind fast immer (relativ) junge weiße Männer, die moderne deutsche Gesellschaft wird hier nicht annähernd repräsentativ abgebildet.

Wenn schon einmal eine Frau als Brandstifterin gefasst wird, dann sind es eher persönliche Hilferufe in naturnaher Umgebung, die niemanden unmittelbar in Gefahr bringen. So wurde im Mai 2021 eine Frau aus Roetgen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, die in 22 Fällen in Naturschutzgebieten der Eifel gezündelt hatte, von denen sie 13 zugab. Mehrere Angehörige arbeiten bei der Feuerwehr, das lässt einen natürlich auf dumme Gedanken kommen.

Auch die Ausländerquote ist durchaus noch ausbaufähig. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Mahmoud S., ein 24jähriger marokkanischer Asylant, der Ende Januar 2021 ein Gebäude der Flüchtlingsunterkunft auf Burg Vogelsang im Nationalpark Eifel niederbrannte. Zwölf Menschen lebten in diesem Gebäude; wie durch ein Wunder konnten sich alle retten, nur ein Mensch wurde leicht verletzt.
Sein Landsmann Omar K., ebenfalls Asylant aus Marokko, ließ sich inspirieren und legte am 29. Dezember 2021 Feuer in der Landesflüchtlingsunterkunft Euskirchen - Sachschaden 80.000 Euro. Er hatte zuvor im Supermarkt eine Flasche Schnaps mitgehen lassen, was Allah ihm als strenggläubigem Muslim sicher nicht verzeihen wird, und wurde im Mai 2022 zu einer Haftstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt, anschließende Abschiebung nicht ausgeschlossen.


*** Schleiden ***

liegt in der Eifel im Kreis Euskirchen im südwestlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen. Die Kleinstadt (gut 13.000 Einwohner) hat zwei bedeutende Humanisten hervorgebracht, Johannes Sleidanus sowie Johannes Sturm, und war von 1829 bis 1971 Kreisstadt des eigenen Landkreises Schleiden, bis sie diesen Status im Rahmen einer kommunalen Neugliederung abgeben musste. Spät - aber nicht zu spät - hat sie sich für diesen Verlust revanchiert und nennt sich seit den zweitausender Jahren »Hauptstadt des Nationalparks Eifel«.

Die Grafen von Schleiden

Angesichts einer glanzvollen Geschichte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, von der noch ein imposantes Schloss (mit empfehlenswertem Restaurant) und die Schlosskirche zeugen, ist das zweifellos angemessen: So war Schleiden Mittelpunkt einer eigenen Grafschaft und Bestandteil des Herzogtums Luxemburg.

Industrie-Pionier

Die Nordeifel zeichnet sich durch bedeutende Erzvorkommen aus, die bereits Kelten und Römer angegraben haben. So konnten sich im Schleidener Tal bereits im 19. Jahrhundert eine Reihe metallverarbeitender Unternehmen ansiedeln, von denen die meisten jedoch im Laufe der Zeit ins Ruhrgebiet abgewandert sind. Dort war zwar kein Eisenerz, aber eine Menge Kohle zu holen, und die Infrastruktur auf dem Wasserweg (Rhein und Ruhr) und bei den Bahnanschlüssen deutlich besser ausgebaut.

Bahnromantik

Am Bahnhof Schleiden hielt die Oleftalbahn (Kall – Hellenthal); der regelmäßige Personenverkehr wurde jedoch 1981 durch die Deutsche Bundesbahn eingestellt. Seit 2006 wird der Verkehr privatwirtschaftlich als Museumsbahn in der Sommersaison weiterbetrieben, mit der Saison 2008 von der Rhein-Sieg-Eisenbahn. Ab 2010 verkehren die Züge wieder bis zum Endbahnhof Hellenthal, dabei kommt ein historischer MAN-Schienenbus zum Einsatz. So kann der Nationalpark Eifel auch per Bahn erreicht werden (Umsteigen in Kall) - was den Erlebniswert noch einmal steigert.

Eine unsichere Zukunft
Die Eifelflut vom 14. Juli 2021 hat die 18 km lange Strecke zu 90% zerstört. Eine vorläufige Schätzung geht von Schäden in Höhe von über 15 Millionen Euro aus. Alleine die Aufräumarbeiten - z.B. den auf die umliegenden Wiesen und Felder gespülten Schotter wieder ins Gleisbett zu bringen - dauerten fast zwei Monate.
Während sich die Bus- und Bahninitiative Schleidener Tal (Bubi) vehement für eine Wiederherstellung der Oleftalbahn einsetzt, diskutieren Lokalpolitiker kostengünstigere Alternativen wie die Umwidmung zu einem Fahrradweg.

Bewertung:   4,5/5  Tripadvisor

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