Eifel-Brandstifter gefasst:

Bestürzung am Sturmius-Gymnasium in Schleiden ist groß

Ramona Hammes, Kölner Stadt-Anzeiger • 3. Mai 2019


Schleiden/Hellenthal. Der mutmaßliche Brandstifter in der Eifel ist gefasst:
Der Jugendliche, der monatelang die Bürger in Schleiden und Hellenthal in Angst und Schrecken versetzt hatte, hat nach Polizeiangaben mehrere Brände zugegeben.

 

Der Carport brannte völlig aus. Auch er geht auf das Konto des gefassten Brandstifters. (Foto: Ramona Hammes)


Wie Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts bestätigt, ist der Jugendliche Schüler am Schleidener Sturmius-Gymnasium. Zu möglichen Motiven oder seine Vorgehensweise habe der 15-Jährige bislang keine Einlassung gemacht.

Der jüngste Brand

In der Nacht zum Freitag brannte es in Oberhausen – in der gleichen Straße wie vor einem Monat. Erneut nahm das Feuer seinen Ausgang in einem Carport, das direkt an ein Haus gebaut war. Die Bewohner des Hauses konnten sich allesamt unversehrt in Sicherheit bringen. Der Schaden liegt laut Polizei im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich.

Der Brand wurde früh bemerkt. Einige Kräfte der Löschgruppe Oberhausen stellten eine Wache am Zelt, in dem am Wochenende die Kirmes gefeiert wird. Eine solche Wache wurde erstmals eingesetzt – nach Angaben von Einsatzleiter Udo Schmitz war man wegen der Serie von Brandstiftungen sehr besorgt. Als die Feuerwehrleute eine Runde ums Zelt drehten, bemerkten sie den Feuerschein und schlugen Alarm. Die Feuerwehrleute aus Oberhausen, Schleiden und Hellenthal, die Besatzungen des Einsatzleitwagens aus Harperscheid und des Atemschutzcontainers aus dem Brandschutzzentrum sowie Rettungsdienst und Notarzt eilten nach Oberhausen. Insgesamt waren 68 Kräfte im Einsatz.

Als sie eintrafen, stand der Carport in Vollbrand. Auf einen kleinen Teil des Hausdachs hatte das Feuer bereits übergegriffen, die Fassade wurde in Mitleidenschaft gezogen. Im Haus sowie im benachbarten Wohnhaus gingen durch die Hitze Fensterscheiben zu Bruch. Der Feuerwehr gelang es aber, ein komplettes Übergreifen des Brandes auf die Häuser zu verhindern.

Die Brandserie

Die Serie der Brände, die der Jugendliche nun eingeräumt hat, gelegt zu haben, begann in der Nacht zum 15. November. Das kleine Feuer im Sturmius-Gymnasium in Schleiden wurde zunächst gar nicht als Brandstiftung wahrgenommen. Es folgte der verheerende Brand in der Nacht zum 16. November, bei dem unter anderem die Aula und das Dach des A-Trakts vernichtet wurden. Fortgesetzt wurde die Serie am alten Pfarrhaus und der evangelischen Kirche in Hellenthal im Februar. Anfang April brannten ein Einfamilienhaus in Oberhausen und ein Schuppen in Blumenthal, durch den ein Geschäft so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die Inhaberin nicht mehr wird öffnen können. Die jüngste Tat war das Feuer in Oberhausen.

Weitere Brände

Noch nicht aufgeklärt sind die beiden Brände in einem leerstehenden Einfamilienhaus in Dommersbach im Dezember und das Feuer im Sägewerk Harperscheid im Februar, bei dem ein Schaden von fünf Millionen Euro entstand. In diesen Fällen ermittelt die Polizei weiter.

Die Festnahme

Der 15-Jährige wurde nach Zeugenhinweisen in der Nacht zum Freitag etwa einen Kilometer vom Brandort in Oberhausen gefasst. Aus Kreisen der Polizei hieß es, dass die massive Öffentlichkeitsarbeit und die hohe Sensibilisierung der Bevölkerung entscheidend zu dieser Festnahme beigetragen haben. Die Bevölkerung sei, um ein Bild aus der Fußballersprache zu benutzen, wie der zwölfte Mann auf dem Platz gewesen, der nun entscheidende Hinweise geliefert habe. Ausdrücklich bedankt sich die Polizei für das vorbildliche Verhalten der Bevölkerung, von der der erhoffte und entscheidende Hinweis kam.

Die Vorwürfe

Am Freitag hat die Staatsanwaltschaft Haftbefehl beantragt. Dem Jugendlichen werden schwere Brandstiftung in zwei und einfache Brandstiftung in fünf Fällen vorgeworfen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand wertet die Staatsanwaltschaft den Brand an der evangelischen Kirche und des Wohnhauses in Oberhausen als schwere Fälle. Entscheidend ist laut Schlenkermann-Pitts der Charakter der Gebäude – also ein Wohnhaus und ein sakrales Gebäude –, und nicht etwa die Schadenshöhe.

Nach Angaben der Oberstaatsanwältin fand ein Haftprüfungstermin vor dem Amtsgericht in Gemünd statt. Das Ergebnis, also ob der 15-Jährige in Untersuchungshaft genommen wird, war ihr am Freitagnachmittag noch nicht bekannt.

Auch nach der Festnahme sei die polizeiliche Arbeit noch nicht beendet. Unter anderem gelte es nun, das Geständnis des Jugendlichen zu verifizieren. Auch wenn die Staatsanwaltschaft derzeit keine Anhaltspunkte sehe, werde sicherlich geprüft, ob es sich im Fall des Wohnhausbrandes möglicherweise um ein versuchtes Tötungsdelikt handelt, weil die Bewohner sich nur durch einen Sprung aus dem Fenster im ersten Stock vor den Flammen in Sicherheit bringen konnten.

Die Schule

Die Bestürzung im Sturmius-Gymnasium war groß, als sich herausstellte, dass ein Mitschüler offenbar die Feuer gelegt hat. Auf der anderen Seite habe auch bei den Schülern Erleichterung geherrscht, dass die Brandserie nun wohl ein Ende habe, sagte Schulleiter Georg Jöbkes. Er skizziert den 15-Jährigen als ganz normalen Schüler, als freundlichen und netten Menschen, der in keiner Weise auffällig gewesen sei. Schwer sei es, nun zu wissen, dass derjenige, der die Schule in Brand gesetzt hatte, seitdem jeden Tag in der Schule gewesen sei. Sicherlich werden die Schüler laut Jöbkes nun Zeit brauchen, die Nachricht zu verarbeiten – vor allem, da die Frage nach dem Warum womöglich noch lange Zeit unbeantwortet bleiben wird.

Nach dem Brand hat die Schulgemeinschaft gezeigt, wie sie eine schwierige Lage bewältigen kann. Daher ist Jöbkes zuversichtlich, auch diese Situation – unter anderem mit Hilfe von Beratungsangeboten – souverän lösen zu können.