Hollywood in der Eifel:

Großes Kino mit kleinem Budget

Beate Weiler-Pranter, EIFELON • 16. August 2019


HEIMBACH. „Das alles lief sehr, sehr kurzfristig“, staunt sie selber. Normalerweise dauere es oft einige Jahre, bis eine Filmidee tatsächlich umgesetzt wird, „doch das war eine schnelle Nummer.“
Erst im Winter ist Regisseurin Silke Engler auf den Gedanken gekommen, diese Filmidee als Drehbuch niederzuschreiben und ihren Zukunftsthriller nun in der Eifel umzusetzen.

Sunny und Ray, ein junges, amerikanisches Pärchen, verbringen ihren Urlaub in Deutschland. Doch dann geschieht eine gewaltige Sonnen-Eruption und zerstört durch einen elektromagnetischen Impuls sämtliche, bislang gewohnte Zivilisation…
Schaffen sie ein Überleben danach?

Filmfest in Spanien

„Meine beiden amerikanischen Hauptdarsteller – Ashley Lenz als Sunny und Aaron Jay Rome als Ray – habe ich bei einem internationalen Filmfestival in Spanien kennen gelernt“, erzählt die 43-Jährige. „Wir haben uns sofort genial verstanden und sind Freunde geworden. Viele werden ihre Gesichter aus amerikanischen Serien kennen“, ist sie sich sicher. Die erste Idee war deshalb, ihren Science-Fiction-Film in den USA zu realisieren, „aber das wäre zu teuer und aufwändig geworden.“ Nun wurde in der unberührten Natur rund um Heimbach gedreht.

Früher Kariere-Start

Bereits als junges Mädchen war Silke Engler vom Medium Film fasziniert. „Irgendwann sah ich das ‚making of‘ für Michael Endes ‚Unendliche Geschichte‘ und für mich stand fest, so etwas willst Du auch einmal machen.“
Als dann ein Filmteam im Nachbardorf unter der Regie von Roland Emmerich Scheinwerfer und Kamera aufbauten und Silke Engler jede freie Minute am Set verbrachte, stand ihr Entschluss fest. Direkt nach dem Abitur absolvierte sie ein Praktikum beim Fernsehsender RTL, studierte anschließend Theater-, Film-, und Fernsehwissenschaft und hängte 2015 noch ein Dramaturgie- und Regiestudium an.

Hauptbroterwerb ist ihre Funktion als Script Supervisor bei Kino- und Fernsehproduktionen. Während der Dreharbeiten achtet sie also darauf, dass im Handlungsverlauf bei Anschlussszenen die Kulisse stimmt… dass keine Patzer passieren. Schließlich werden Filme nicht chronologisch – wie ein Theaterstück auf der Bühne – gedreht, sondern in einzelnen Sequenzen, die dann am Schneidetisch zusammenpassen müssen.
Mittlerweile hat sie so 36 „Wilsberg“-Krimis begleitet und kennt die Filmbranche aus dem Eff-Eff.

Keine Subventionen

Auf offizielle Subventionen hat sie bei den Dreharbeiten ganz bewusst verzichtet: Deshalb suchte sie auf kreativen Wegen nach einer Finanzierung ihrer Filmidee. „Wir haben zum Crowdfunding aufgerufen“, erzählt sie. “Wer auf öffentliche Gelder und eine Senderbeteiligung verzichtet, behält seine kreative Freiheit,“ konstatiert sie.
Bei der Akquirierungsaktion bekam sie prominente Unterstützung: Auch die Schauspieler der „Wilsberg“-Serie – Rita Russek als Kommissarin Anna Springer und Leonard Lansnik als Wilsberg – riefen in einem eigens gedrehten Kurzvideo zur finanziellen Unterstützung des Filmprojekts auf. Oliver Korittke – als verschrobener Steuerberater Ekki Talkötter – ist noch näher dran: Er wirkt bei den Dreharbeiten rund um Heimbach mit.

„Wir haben zwar immer noch ein vergleichsweise kleines Budget von 15.000 Euro“, räumt Silke Engler ein, aber alle seien begeistert bei der Sache. Großzügiges Sponsoring kam von ARRI, dem Münchner Kinofilm-Ausrüster. Er stellte kostenlos das Kamera-Equipment zur Verfügung. Kein Wunder, denn Silke Englers letzter Kurzfilm „Mind your body“, der weltweit auf 50 Filmfestivals lief, heimste insgesamt 26 Auszeichnungen ein.


Mable, die junge Heimbacher Hundedame, gehörte ebenfalls zur Film-Crew. [Foto: bwp]


Eine der tragenden Rollen in ihrem neuen Film ist übrigens mit Mable, einer jungen, verspielten Hundedame aus Heimbach besetzt. „Mable war hochprofessionell, ganz, ganz toll und artig“, beschrieben die Hundeeltern Brit Possardt und Stephan Meyer die ersten Filmaufnahmen ihrer vierpfotigen Gefährtin auf einem Heimbacher Campingplatz.