B urg Vogelsang in der Eifel. Als Nazi-Eliteschule geplant, später als Truppenübungsplatz, soll die Anlage jetzt ein Kultur- und Regionalzentrum werden. Doch dann taucht im Urftstausee eine Leiche auf, und ein Tourist beobachtet Soldaten, wo keine sein sollten.

Fotograf Robert Esser geht der Sache nach - und begibt sich dabei auf vermintes Terrain, stolpert geradezu in eine ebenso skurrile wie spannende Geschichte um alte und neue Nazis, Naturschützer, Touristen und Kommunalpolitiker.

Rezensionen

• Mehr als ein Eifel-Krimi: Ralf Hergarten hat ein Buch geschrieben, welches die Einschränkung zum "Eifel-Krimi" nicht verdient hat. Es zeigt eine Geschichte welche sich überall in Deutschland abspielen kann. Überall wo mit öffentlichen Geldern gespielt wird.«
Michael

• Sehr realistisch: Neben einer nachvollziehbaren Handlung hat mir besonders die exakte Beschreibung der Landschaft gefallen. Wer sich dort auskennt (und das tue ich), sieht vor dem inneren Auge sofort das entsprechende Bild.«
Heinrich3

• Nicht wirklich packend: Irgendwann so nach 40 Seiten hat man keine Lust mehr weiter zu lesen - und das als Eifler aus der Gegend.
Jupp

Bewertung:   4,2/5 Amazon

Der Autor

Ralf Hergarten, geboren 1965 in Köln, ist wohl die schillerndste Persönlichkeit unter den Eifelkrimi-Autoren. Auch Michael Preute alias Jacques Berndorf, der "Erfinder" des Genres, hat zweifellos ein spannendes Leben geführt, aber er blieb immerhin die ganze Zeit Journalist. Dagegen füllen die Positionen und Projekte Hergartens spielend ein halbes Dutzend konventioneller Karrieren:

Er arbeitete als angestellter Manager, er war und ist Unternehmens- und Schuldnerberater, Mentor und Psycho-Coach, stand acht Jahr lang als (parteiloser) Bürgermeister der Stadt Schleiden an der Spitze des Rathauses, leitete die Flüchtlingsunterkunft auf Burg Vogelsang, spielte als "Kleindarsteller" bei einigen TV-Produktionen mit, ist Gastgeber von Touristen-Apartments...
Bei dieser Aufstellung sind seine diversen Hobbys - Motorradfahrer, Taucher, Maler und Musiker (kein Anspruch auf Vollständigkeit) - nicht einmal eingeschlossen.

Das literarisches Erstlingswerk geht auf die Empfehlung des Hausarztes zurück, der als Burn-out-Therapie eine künstlerische Tätigkeit empfahl, die ohne Stress und Zeitdruck ausgeübt werden kann.
Fortsetzungen gab es bislang keine, der Mann verfolgt einfach zu viele andere Projekte.


NS-Ordensburg Vogelsang

Den riesigen Gebäudekomplex oberhalb der Urfttalsperre im Nationalpark Eifel könnte man für eine mittelalterliche Burg halten, trutzig in den Hang gebaut. Graue Schieferdächer, wehrhafte Bruchsteinfassaden. Doch weit gefehlt: Inmitten des Nationalparks Eifel befindet sich eine der größten Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie erst britischer, dann belgischer Truppenübungsplatz. Seit 2006 entwickelt sich ein neuer Ort: Vogelsang IP als „Internationaler Platz“ für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander. Heute ist Vogelsang IP ein Ausstellungs-, Kultur- und Bildungszentrum, ein außerschulischer Lernort und ein außergewöhnlicher Tagungs- und Veranstaltungsort mit dem original erhaltenen Kinosaal aus den 1950er Jahren.

Herzstück ist das neue Forum Vogelsang IP mit seinem markanten Besucherzentrum aus Stahl und Glas direkt auf dem historischen Adlerhof. Von hier gelangt man direkt zu den beiden zentralen barrierefreien und viersprachigen Dauerausstellungen des Ortes: die NS-Dokumentation „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ und die Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ des Nationalpark-Zentrums Eifel.

Die große Flut

Knapp vier Wochen nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli 2021 gab es gute Nachrichten aus dem Nationalpark Eifel: Die wichtigsten Wanderwege - inklusive des 84 Kilometer langen „Wildnis-Trails“ - sind wieder frei, Ranger- und Waldführer-Touren wieder möglich.
Auf Grund seiner Lage auf dem Plateau haben Burg Vogelsang selbst, das Besucherzentrum und die Nebengebäude nur geringe Schäden hinnehmen müssen, ganz anders als die Nationalparkverwaltung mit Sitz in Gemünd. Das Hauptgebäude des Nationalparkforstamtes sowie die Büromodule dahinter standen bis zu 1,30 Meter unter Wasser. Nach den Räumungs- und Säuberungsarbeiten müssen beide Gebäude kernsaniert werden. Das gilt auch für das zerstörte Nationalparktor in Gemünd, eine Art Infocenter mit interaktiven Ausstellungen, das bis auf Weiteres geschlossen bleibt.
"Amtshilfe" leistete der Nationalpark für die umliegenden Ortschaften in ungewöhnlicher Form: Der große Besucherparkplatz in der Nähe von Burg Vogelsang wurde als Zwischenlager für tausende Tonnen Schutt hergerichtet, die bei der Flut in der ganzen Region angefallen waren.

Bewertung:   4,0/5  Tripadvisor