D ie achtziger Jahre waren der Höhepunkt der "Neuen Deutschen Welle", und so holte sich Regisseur Peter Voiss, der 1993 für den Bayerischen Rundfunk den Tatort "Alles Palermo" produzieren sollte, schon 1986 zwei seinerzeit ziemlich bekannte Vertreter dieser Musikgattung in seine deutsch-französische Fernsehkomödie:
Deutsch-Rocker Anne Haigis und Klaus Lage singen den Titelsong "Herz über Grenzen" und sind auch als Nebendarsteller präsent. In den Hauptrollen treten Ruth Brück, Katinka Hoffmann, Diether Krebs und Mariele Millowitsch auf, die Filmmusik komponiert Andreas Köbner.

Bewertung:   -/10  IMDb

Spiel ohne Grenzen

Olef ist ein Ortsteil der Stadt Schleiden, und die unterhält seit 1978 eine Partnerschaft mit dem französischen Pont-l’Abbé in der Bretagne. Im Film heißt die Partnerstadt Liausson in Südfrankreich, nicht weit von Montpellier und dem Mittelmeer entfernt.
Zu ihrer alljährlichen Leistungsschau des Handwerks und der Landwirtschaft laden die Eifler natürlich ihre französischen Freunde ein, darunter Arnaud und sein Sohn Jean-Luc mit ihrem Weinstand. Arnaud hat ein Auge auf Maria Mütterthies geworfen, die attraktivste von drei Schwestern, die gemeinsam in Olef einen Friseursalon betreiben, mit Schaufrisieren und Perückenverkauf.

Aber es gibt da noch einen anderen Verehrer, den Hauptwachtmeister Plümele, und auch die beiden Schwestern wollen Maria nicht unbedingt nach Südfrankreich ziehen lassen. So nehmen die Verwicklungen ihren Lauf...

Minipli ist eine unkompliziert geflochtene Wohlfühl-Komödie, ohne störenden "Sozialklimbim", Klimawandel oder Selbstfindungsdramen. Mit Mariele Millowitsch und Diether Krebs stehen zwei Darsteller mit viel Erfahrung im Komödienfach auf der Besetzungsliste. Für die musikalische Untermalung sorgen Anne Haigis und Klaus Lage.
Was soll da noch schiefgehen? Wiederholt hat das ZDF die Liebeskomödie nach der Erstausstrahlung im Januar 1987 bisher nicht, aber was nicht ist , kann ja noch werden...

Dreharbeiten

Elfriede Weimar besitzt einen Friseursalon im malerischen Olef, der im Herbst 1986 für wesentliche Szenen von "Minipli" genutzt wird. Natürlich verfolgt sie die Dreharbeiten an ihrer Arbeitsstätte ganz genau - und bekommt einen Riesenschreck:
Mit einem großen Knall geht plötzlich das Schaufenster zu Bruch! Aber das Produktionsunternehmen ist natürlich gegen alle Eventualitäten versichert, und so lässt sich Elfriede schnell beruhigen - nach Ende der Dreharbeiten (und Rückbau der notwendigen Film-Installationen) strahlt ihr Salon und erhält ein nagelneues Panorama­fenster.

Peter Voiss, der Regisseur, hat es sich nicht nehmen lassen, in dieser Liebeskomödie auch der Oleftalbahn ein Denkmal zu setzen, die ein paar Jahre zuvor ihren regelmäßigen Personenverkehr zwischen Kall und Hellenthal eingestellt hat.
Er lässt ein oder zwei Ortsdurchfahrten mit einer DB-Diesellok (Baureihe V 100, BR 211/212) aufnehmen, bei der der Zugführer mit der Fahne dem Zug vorausgeht so wie es später auch bei den touristischen Sonderfahrten geschehen wird.
"Minipli" wird zu einem Geheimtipp unter Eisenbahn-Enthusiasten, obwohl der Film weder auf DVD noch über einen Streamingdienst abrufbar ist.


*** Olef ***

ist ein Ortsteil von Schleiden und liegt in der Eifel im Kreis Euskirchen im südwestlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen. Die Kleinstadt (gut 13.000 Einwohner) hat zwei bedeutende Humanisten hervorgebracht, Johannes Sleidanus sowie Johannes Sturm, und war von 1829 bis 1971 Kreisstadt des eigenen Landkreises Schleiden, bis sie diesen Status im Rahmen einer kommunalen Neugliederung abgeben musste. Spät - aber nicht zu spät - hat sie sich für diesen Verlust revanchiert und nennt sich seit den zweitausender Jahren »Hauptstadt des Nationalparks Eifel«.

Die Grafen von Schleiden

Angesichts einer glanzvollen Geschichte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, von der noch ein imposantes Schloss (mit empfehlenswertem Restaurant) und die Schlosskirche zeugen, ist das zweifellos angemessen: So war Schleiden Mittelpunkt einer eigenen Grafschaft und Bestandteil des Herzogtums Luxemburg.

Industrie-Pionier

Die Nordeifel zeichnet sich durch bedeutende Erzvorkommen aus, die bereits Kelten und Römer angegraben haben. So konnten sich im Schleidener Tal bereits im 19. Jahrhundert eine Reihe metallverarbeitender Unternehmen ansiedeln, von denen die meisten jedoch im Laufe der Zeit ins Ruhrgebiet abgewandert sind. Dort war zwar kein Eisenerz, aber eine Menge Kohle zu holen, und die Infrastruktur auf dem Wasserweg (Rhein und Ruhr) und bei den Bahnanschlüssen deutlich besser ausgebaut.

In Olef war die Familie Inden vom Dorfschmied zum Metallfabrikanten aufgestiegen mit einem eigenen Produktionsunternehmen für "Fittinge" (Rohrverbindungsstücke) in Kall-Urft. Auch sie zog es nach Düsseldorf, in die Nähe des Ruhrgebiets; die Familie behielt aber ein Wochenendhaus im Schatten der Gemünder Kirche, ebenfalls ein Ortsteil von Schleiden.

Aus dieser Dynastie gingen zwei "Eifelmaler" hervor (Ernst und Rudolf Inden) und mehrere erfolgreiche Industrielle, darunter Alfred Inden. Der war nicht nur Großverdiener und - aus alter Verbundenheit - Sponsor der Olefer Kirchengemeinde, sondern auch ein passionierter Jäger.
Was lag also näher, als sich Anfang der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts aus dem Olefer Kirchenwald, der große Teile des Wackerbergs bedeckt, ein "Filetstück" herauszukaufen und dort ein repräsentatives Jagdhaus zu erreichten?
Aber das ist eine andere Geschichte...

Bahnromantik

Am Bahnhof Schleiden - und auf dem Dorfplatz von Olef - hielt die Oleftalbahn (Kall – Hellenthal); der regelmäßige Personenverkehr wurde jedoch 1981 durch die Deutsche Bundesbahn eingestellt. Seit 2006 wurde der Verkehr privatwirtschaftlich als Museumsbahn in der Sommersaison weiterbetrieben, mit der Saison 2008 von der Rhein-Sieg-Eisenbahn. Ab 2010 verkehrten die Züge wieder bis zum Endbahnhof Hellenthal, dabei kam ein historischer MAN-Schienenbus zum Einsatz. So konnte der Nationalpark Eifel auch per Bahn erreicht werden (Umsteigen in Kall) - was den Erlebniswert noch einmal steigerte.
Ein besonderer Höhepunkt dieser Fahrt war die Durchquerung von Olef - mitten über den Dorfplatz und zwischen den pittoresken Fachwerkhäusern hindurch!

Eine unsichere Zukunft
Die Eifelflut vom 14. Juli 2021 hat die 18 km lange Strecke zu 90% zerstört. Eine vorläufige Schätzung geht von Schäden in Höhe von über 15 Millionen Euro aus. Alleine die Aufräumarbeiten - z.B. den auf die umliegenden Wiesen und Felder gespülten Schotter wieder ins Gleisbett zu bringen - dauerten fast zwei Monate.
Während sich die Bus- und Bahninitiative Schleidener Tal (Bubi) vehement für eine Wiederherstellung der Oleftalbahn einsetzt, diskutieren Lokalpolitiker kostengünstigere Alternativen wie die Umwidmung zu einem Fahrradweg.

Bewertung:   4,5/5  Tripadvisor

    Inhaltsverzeichnis


Komödie

ZDF  1987


Regie: Peter Voiss
Produktion: ZDF
Darsteller: Mariele Millowitsch, Diether Krebs, Katinka Hoffmann, Ruth Brück, Tana Schanzara