D eutschland, um das Jahr 1800. Graf Tamerland, der "schwarze Graf", ist engster Berater und Kanzler des Fürsten von Attenburg-Thalheim, einem fiktiven Kleinstaat, der durch napoleonische Truppen besetzt ist.
Es ist die Zeit der fahrenden Sänger, die Epoche, in der an Freiherren, Baronen, Durchlauchten und Generälen kein Mangel herrscht, und in der man Titel, Schlösser und Ländereien zum Teil recht einfach kaufen kann. In der Dorfschenke wird Wein noch aus Bechern getrunken, und wer revoltiert, landet im Kerker.

Schlawiner und Frauenversteher

Der schwarze Graf lässt nichts anbrennen: Wenn es für ihn etwas zu holen gibt, geht er mit den Mitteln der Diplomatie ebenso virtuos um wie mit der Intrige. Den Damen gegenüber tritt er galant auf, er ist ein Schlawiner und Frauenversteher.
Der aalglatte Tamerland dreht die Dinge stets ein wenig so, wie es für ihn günstig ist. Wenn nötig stellt er in seiner Giftküche auch schon mal falsches Gold her, um windige Banditen abzuspeisen.

Mit Günther Ungeheuer ist der Graf passend besetzt: In Dutzenden Filmen und TV-Serien spielt der Mann Kommissare genauso souverän wie halbseidene Gestalten. Seine markante Stimme verschaffte ihm eine zweite erfolgreiche Karriere als Synchronsprecher.
In der Serie tritt eine Reihe bekannter TV-Darsteller der Zeit auf, darunter die frische Cornelia Froboess, ganz zufällig Ehefrau des Regisseurs. Wer genau hinschaut, entdeckt sogar einen sehr jugendlichen Sky Dumont in einer seiner ersten TV-Rollen.

Dreharbeiten

Unter der Regie von Hellmuth Matiasek, im Hauptberuf Theater-Intendant, entstehen zwischen 1970 und 1973 24 Folgen der historischen Serie in zwei Staffeln. Die erste davon wird im Mai 2012 in einer restaurierten Fassung unter dem Label "Pidax Serien-Klassiker" auf zwei DVDs veröffentlicht, auf die späteren Folgen warten die Fans bis heute vergeblich - der Verkaufserfolg hat wohl zu wünschen übrig gelassen.

Im Grunde ist die gesamte Handlung an zwei Orte gebunden, nämlich das Stammschloss des fiktiven kleinen Fürstentums (gedreht auf Schloss Bürresheim in der Osteifel) und dem dazugehörigen Städtchen - kaum mehr als eine Ansammlung von sechs Häusern und einer Brücke. Die spielt in einigen Szenen eine zentrale Rolle - es handelt sich um die Brigidabrücke in Kronenburgerhütte an der Kyll.

Ein Eifelschloss macht Filmkarriere

So wird Schloss Bürresheim erstmals als Film-Location entdeckt, fast zwei Jahrzehnte vor Harrison Ford als Indiana Jones und seinem Film-Dad Sean Connery. 1989 stellt es im Hollywood-Abenteuer "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" das fiktive Schloss Brunwald dar, in dem die beiden Protagonisten von fiesen Nazischergen - und einer attraktiven blonden Archäologin - festgesetzt wer‍den.
Die Film-Karriere von Schloss Bürresheim ist damit noch lange nicht zu Ende: 1994 und 2009 werden hier zwei Märchenfilme gedreht (Rumpelstilzchen, Der Prinz und der Prügelknabe).

Nicht ganz soviel Film-Prominenz hat sich ins malerische Kronenburg und seinen "Vorort" Kronenburgerhütte an der Kyll verirrt. Immerhin lebt hier der Dokumentarfilmer Dietrich Schubert, der seit den sechziger Jahren über 70 Filme für Fernsehen und Kino produziert hat und dafür diverse Auszeichnungen erhielt, u.a. 1981 den Adolf-Grimme-Preis.

Filmkritik

• Es stimmt, eine wirklich geradlinige Storyline kann man nicht ausmachen, und sicherlich gibt es historisch genauere Verfilmungen über diese Zeit, doch wer einfach mit einer ordentlichen Portion Retro-Charme gut unterhalten werden will, liegt hier richtig.
Dr. Asmo

• Die Handlung der einzelnen Folgen ist leider sehr zäh - das vielfach gepriesene "Staraufgebot" unter den Darstellern ändert daran wenig.
Im Endeffekt sind die meisten Handlungen schon zu Beginn voraussehbar und große Spannung wird nie erzeugt.

Filmkritiker

• Ungeheuer (immer sehr mysteriös und undurchsichtig) war der schwarze Graf und Walter Rilla gab den Fürsten von Attenburg-Thalheim, einen etwas tütteligen, aber netten Landesvater.
An die Handlung kann ich mich nicht mehr erinnern, aber die Serie hatte eine leicht düstere Atmosphäre.

Hendrik

Bewertung:   7,8/10  IMDb


*** Schloss Bürresheim ***

ist nordwestlich von Mayen (Osteifel) auf einem Felssporn im Nettetal errichtet und erstmals 1157 urkundlich erwähnt. Im Gegensatz zu Dutzenden anderen Burgen, Schlössern und Klöstern in der Eifel wurde Schloss Bürresheim niemals erobert oder verwüstet. Dieses günstige Schicksal teilt die Anlage mit Burg Eltz und der Burg Lissingen.

Teile der Burg können im Rahmen einer Führung besichtigt werden - Eindringen auf eigene Faust ist unerwünscht und könnte im Burggraben oder im Verlies enden…

Das Schloss besteht eigentlich aus zwei Teilen - der Kölner Burg, die heute eine Ruine ist, und der Trierer Burg, die in gutem Zustand ist und besichtigt werden kann. Grundlage dieser Teilung ist der Teilverkauf im Jahre 1189 an den Erzbischof von Köln (daher Kölner Burg), während der andere Teil etwa 100 Jahre später an das Erzbistum Trier (daher Trierer Burg) ging.

Neben der mittelalterlichen Architektur ist die einzigartige Innenausstattung gut erhalten geblieben. Sie umfasst Stücke aus der Spätgotik bis zum Historismus - ein einmaliges Zeugnis rheinischer Adels- und Wohnkultur.
Im Internetportal »TripAdvisor« werden Schloss und Führung durchweg als »sehr gut« oder »ausgezeichnet« bewertet.

Bewertung:   4,5/5  Tripadvisor


*** Kronenburg ***

liegt eine gute Autostunde westlich von Schloss Bürresheim in der Eifel und gehört zur Gemeinde Dahlem am südwestlichen Zipfel von Nordrhein-Westfalen.

Der Burgort wurde 1277 erstmals urkundlich erwähnt; einst herrschten hier die Ritter von Kronenburg, später kamen die Blankenheimer, dann die Manderscheider und noch ein paar andere.
Die Burg verfiel im 18. Jahrhundert, die Burgsiedlung rund um die alte Wehranlage blieb dagegen erhalten, viele Gebäude sogar seit Jahrhunderten unverändert in ihrem äußeren Erscheinungsbild.

Heute haben sich in den Fachwerkhäusern eine Reihe von Kunstgalerien und Kunstgewerbeläden eingerichtet. Im Tal lockt der Kronenburg See mit diversen Wassersportangeboten und dem Eifelpark mit Ferienhäuser.

Im Ortsteil Kronenburgerhütte an der Kyll stehen nur eine Handvoll Häuser, dafür aber ein historisches Ensemble, benannt nach einer irischen Heiligen -
- die Brigidakapelle aus dem Jahr 1734 mit einem barocken Hochaltar
- und die Brigidabrücke, die zeitgleich erbaut und 2016 mit Födermitteln der NRW-Stiftung aufwändig saniert wurde.
Beide Baudenkmäler wurden unzählige Male von Künstlern auf Leinwand gebannt und dienten als Kulissen für die TV-Serie "Der schwarze Graf".

Der Name der Siedlung geht auf eine Eisenhütte aus der frühen Neuzeit zurück, deren Produkte des täglichen Bedarfs nicht nur in der Region, sondern bis in die Niederlande verkauft wurden.

Bewertung:   4,2/5  Tripadvisor

Abenteuer-Serie

WDR1970-73


Regie: Hellmuth Matiasek
Produktion: ARD
Darsteller: Günther Ungeheuer, Cornelia Froboess, Hartmut Becker, Michael Ande