E s hätte eine feucht-fröhliche Feier in einem Euskirchener Gartenhaus werden sollen. Am Ende lag ein Schwerverletzter in einem Waldstück an der Eifeler Urftstalsperre. Möglicherweise überlebte der 40jährige arbeitslose Handwerker im April 2019 nur, weil ihn eine Passantin am nächsten Morgen zufällig findet. Was er der Polizei berichtet, ist unglaublich.

Das spätere Opfer hatte sich mit zwei Russlanddeutschen verabredet; alle drei leben in der Eifel. Der Richter vermutet später, dass es um ein Drogengeschäft ging. Die beiden holen ihn von zuhause ab und verfrachten ihren Zechkumpan auf die geschlossene Ladefläche eines Kleintransporters. Ende der Dienstfahrt ist nach rund 40 km die Urfttalsperre. Dort verprügeln die beiden Täter ihr Opfer und binden den Mann mit einem Seil an die Anhängerkupplung des Transporters.
Sie steigen ein, geben Gas und schleifen ihr Opfer 500 Meter über einen Schotterweg.
Anschließend nehmen sie ihm persönliche Gegenstände, Handy und Bargeld ab und lassen ihn mit lebensgefährlichen Verletzungen an der Urfttalsperre liegen.

Ein mildes Urteil

Die beiden Täter werden im November 2019 vom Landgericht Aachen zu jeweils vier Jahre und sechs Monate Gefängnis verurteilt. Sie sind wegen gefährlicher Körperverletzung, Raub und versuchter Nötigung verurteilt worden.
Hintergrund der Tat soll ein gescheitertes kriminelles Geschäft gewesen sein, vermutlich ging es um Drogen. Das Opfer hatte sich mehrere Rippenbrüche zugezogen, wodurch die Lunge durchstoßen worden war und Lebensgefahr bestand.

Die Richter entschieden, dass die beiden Angeklagten den Mann nicht, wie ursprünglich angenommen, hatten töten wollten - vermutlich wollten sie ihm nur einen "Denkzettel" verpassen.
Auch eine vorherige Entführung habe nicht stattgefunden, die Situation sei erst an der Urfttalsperre eskaliert.


*** Die Urfttalsperre ***

ist die älteste Talperre der Eifel und befindet sich mitten im Nationalpark Eifel. Die Staumauer wurde Ende des 19. Jahrhundert als größtes Bauwerk in Europa geplant; sie war bis die höchste Staumauer Europas. Mit dem Bau der 266 m langen Mauer aus Bruchsteinen wurde 1899 begonnen - im Mai 1905 war die Talsperre erstmals mit Wasser gefüllt. Ziel war neben dem Hochwasserschutz und der Energiegewinnung die Trinkwasserversorgug der Region.
Mit einer Länge von 12 km, einer Breite von bis zu 1 km und einer Tiefe von maximal 52 m hat der Urftsee ein Fassungsvermögen von 45,5 Mio Kubikmetern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Urftstausee ab 1946 Teil des Truppenübungsplatzes Vogelsang und für die Öffentlichkeit nahezu unzugänglich. Seit dem Abzug des belgischen Militärs Ende 2005 ist der Urftstausee ein Kernstück des 2004 gegründeten Nationalparks Eifel. Von der Nationalparkverwaltung wurden neue Fahrrad- und Wanderstrecken eingerichtet und markiert.

Direkt an der Urfttalsperre befindet sich der "Eifel-Blick Urftstaumauer", der einen Panoramablick über Urftsee und Obersee ermöglicht. Ein Ausflugslokal direkt auf der Staumauer lädt zur Rast ein, die Talsperre selbst kann nicht mit dem Auto angefahren werden.
Die Urfttalsperre liegt an verschiedenen Wanderwegen (Eifelsteig und Wasserlandroute) und am RurUfer-Radweg. Mit der Rursee-Schifffahrt kann man die Staumauer von Einruhr und Rurberg aus ebenfalls erreichen.

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