M itte der siebziger Jahre in New York: Während eines Konzertauftritts stürzt Marlene Dietrich von der Bühne, verletzt sich schwer und muss operiert werden. Als sie aus der Narkose erwacht, erinnert sie sich zurück an das Berlin der späten zwanziger Jahre, ihren ersten Film - und auf der Leinwand entsteht die Geschichte eines ebenso einzigartigen wie einsamen Lebens.

So beginnt der Film "Marlene", den Joseph Vilsmaier in Salzburg, Berlin, Hamburg, München und Hollywood gedreht hat - und einige Szenen sogar in der Eifel.
Mit einem Budget von knapp 20 Millionen Mark wird "Marlene" eine der aufwendigsten deutschen Filmproduktionen der späten neunziger Jahre. Die Titelrolle spielt Katja Flint, begleitet u.a. von Hans-Werner Meyer als der Regisseur Josef von Sternberg, Herbert Knaup als Marlenes Ehemann Rudolf Sieber - und Heino Ferch in der Rolle von Marlenes geheimem Liebhaber, dem deutschen Offizier Carl.
Der ist übrigens frei erfunden - nicht der Heino Ferch, sondern der geheime Liebhaber.

Josef von Sternberg fragte sie einst: "Willst du berühmt werden, oder willst du glücklich sein?" Marlene Dietrich wurde berühmt und unsterblich...

Dreharbeiten

Die überwiegenden Dreharbeiten fanden in den Ateliers von Studio Babelsberg in Potsdam statt, in dem die Karriere von Marlene Dietrich mit ihrem ersten Film Der blaue Engel 1929 begann. Sie wohnte zu dieser Zeit in der unmittelbaren Nachbarschaft, der Villenkolonie Neubabelsberg.
In der Marlene-Dietrich-Halle genannten Mittelhalle auf dem Studiogelände wurden zahlreiche Motive aus dem Film nachgebaut, so zum Beispiel die Zugabteile in den Waggons während ihrer Reisen oder ihre Villa in Los Angeles inklusive Garten und Swimmingpool.
Wie es sich bei einer Produktion mit internationalen Ansprüchen - und üppigem Budget - gehört, gab er weitere Drehorte in Deutschland, in Österich und in den USA (New York, Los Angeles). Für ein paar Szenen ging es auch in die Nordeifel, zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, deren Gebäude so schön nach Nazi-Architektur aussehen.
Ende der neunziger Jahre war Vogelsang noch nicht das Zentrum des Nationalparks Eifel, sondern ein belgischer Truppenübungsplatz. Die Drehgenehmigung musste also beim belgischen Standortkommandanten eingeholt werden, und das klappte - zur allgemeinen Überraschung - schnell und problemlos.

Filmkritik

• Vilsmaiers Lüge, besser gesagt: sein Verrat an Marlene Dietrichs Biografie dürfte auch hartgesottene Betrachter fassungslos machen.
Harald Martenstein, Der Tagesspiegel

• Das Gejammer darüber, dass deutsche Filme im Ausland kein Interesse erzeugen, ist hier­zu­lande nach wie vor groß. Doch so lange man solchen Schrott für Exportware hält, wird sich daran nichts ändern.
Oliver Rahayel, Film Dienst

• Leider unglaublich klischeehaftes und kitschiges Drehbuch... die Schauspieler haben mir richtig Leid getan, der Dialoge wegen. Aber sie haben es bravios gemeistert und aus diesem Film etwas sehr sehenswertes gemacht... und auch der Regie hat mal wohl zu danken, dass aus diesen mäßigen Dialogen etwas doch berührendes wurde.
Paula

• Zum einen hört Vilsmaier immer dann auf, Episoden aus dem Leben der Dietrich zu erzählen, wenn es richtig spannend wird, zum anderen baut er eine fiktive und völlig unnötige Liebesgeschichte auf, die außer Schmalz und Langeweile nichts zum Mythos "Marlene" beizutragen hat.
Eine teure und vertane Chance, auch in Deutschland einen richtig guten Film zu machen.

Prisma

Bewertung:   5,7/10  IMDb


NS-Ordensburg Vogelsang

Den riesigen Gebäudekomplex oberhalb der Urfttalsperre im Nationalpark Eifel könnte man für eine mittelalterliche Burg halten, trutzig in den Hang gebaut. Graue Schieferdächer, wehrhafte Bruchsteinfassaden. Doch weit gefehlt: Inmitten des Nationalparks Eifel befindet sich eine der größten Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie erst britischer, dann belgischer Truppenübungsplatz. Seit 2006 entwickelt sich ein neuer Ort: Vogelsang IP als „Internationaler Platz“ für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander. Heute ist Vogelsang IP ein Ausstellungs-, Kultur- und Bildungszentrum, ein außerschulischer Lernort und ein außergewöhnlicher Tagungs- und Veranstaltungsort mit dem original erhaltenen Kinosaal aus den 1950er Jahren.

Herzstück ist das neue Forum Vogelsang IP mit seinem markanten Besucherzentrum aus Stahl und Glas direkt auf dem historischen Adlerhof. Von hier gelangt man direkt zu den beiden zentralen barrierefreien und viersprachigen Dauerausstellungen des Ortes: die NS-Dokumentation „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ und die Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ des Nationalpark-Zentrums Eifel.

Die große Flut

Knapp vier Wochen nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli 2021 gab es gute Nachrichten aus dem Nationalpark Eifel: Die wichtigsten Wanderwege - inklusive des 84 Kilometer langen „Wildnis-Trails“ - sind wieder frei, Ranger- und Waldführer-Touren wieder möglich.
Auf Grund seiner Lage auf dem Plateau haben Burg Vogelsang selbst, das Besucherzentrum und die Nebengebäude nur geringe Schäden hinnehmen müssen, ganz anders als die Nationalparkverwaltung mit Sitz in Gemünd. Das Hauptgebäude des Nationalparkforstamtes sowie die Büromodule dahinter standen bis zu 1,30 Meter unter Wasser. Nach den Räumungs- und Säuberungsarbeiten müssen beide Gebäude kernsaniert werden. Das gilt auch für das zerstörte Nationalparktor in Gemünd, eine Art Infocenter mit interaktiven Ausstellungen, das bis auf Weiteres geschlossen bleibt.
"Amtshilfe" leistete der Nationalpark für die umliegenden Ortschaften in ungewöhnlicher Form: Der große Besucherparkplatz in der Nähe von Burg Vogelsang wurde als Zwischenlager für tausende Tonnen Schutt hergerichtet, die bei der Flut in der ganzen Region angefallen waren.

Bewertung:   4,0/5  Tripadvisor

Biografie • Drama

Senator  1999


Regie: Joseph Vilsmaier
Produktion: Polyphon Pictures, Degeto
Darsteller: Katja Flint, Hans Werner Meyer, Herbert Knaup, Heino Ferch, Christina Paul