M artha Weiß (Željka Preksavec) und Helene Weiß (Lisa Martinek) – die Eine strenggläubige Ordensschwester auf der schwäbischen Alb, die Andere überzeugte Atheistin und Mutter.
Es sind zwei ungleiche Schwestern, die sich ständig in den Haaren liegen. Vor allem Marthas Glaube ist für die jüngere und wildere Helene immer wieder ein rotes Tuch. Doch dann verunglückt Helene mit Tochter und Ehemann bei einem Autounfall.

Als sie im Krankenhaus aufwacht und erfährt, dass Mann und Kind tot sind, empfindet sie keine Trauer. Die Erinnerung an ihr bisheriges Leben ist ausgelöscht. Diagnose: Retrograde Amnesie.
Jetzt ist es ausgerechnet Martha, die sie zu sich ins Kloster holt und ihr Halt gibt. Aber wer ist diese fremde Person überhaupt?

Dreharbeiten

Obwohl die Handlung - und die Mundart - im Schwäbischen angesiedelt ist, war auch die Eifel einer der Drehorte: die alte Bürgermeisterei in Mechernich-Eiserfey.

Eine rund 40 Personen starke Filmcrew hatte das gesamte Erdgeschoss des alten Fachwerkhauses im Dezember 2014 in Beschlag genommen, für die Filmschaffenden eine ideale Location:
Einerseits hat das Haus hohe Decken, also genügend Raum für Licht- und Tontechnik, andererseits auch einen geschlossenen Innenhof. Hier wurde kräftig mit Kunstschnee gearbeitet, der vor dem Verwehen geschützt war.

Weitere Einstellungen fanden in Zons, Overath und Leverkusen statt, die Studioaufnahmen in einer Villa in Hürth.
Auch das Kloster Schweinheim diente der Crew als Drehort, hier wurde eines der Zimmer zum Büro der Ordensoberin umgebaut.

Filmkritik

• „Schwester Weiß“ ist mehr Versuchsanordnung über den Glauben und die Liebe, über Vor-Urteile und Vertrauen als ein ernstes psychologisches Charakterdrama. Nicht die tiefe Tragik eines tödlichen Unfalls, sondern das tragikomische Paradox einer retrograden Amnesie bestimmt das erste Drittel der Handlung.
Rainer Tittelbach

• So schwermütig wie das Poster, der holprige Titel sowie jenes tiefgründelnde Psalm-Zitat im Vorspann befürchten lässt, gerat dieses religiöse Trauerspiel nicht: Ganz im Gegenteil, schon schnell wird klar, dass diese flotte Tragikomödie den existenziellen Themen mit vergnüglicher Leichtigkeit begegnet.
Dieter Oßwald, Programmkino.de

• Eine tiefgründige Geschichte, die zum Nachdenken über das Leben anregt, aufgelockert durch die schwäbische Mundart - ein toller Film.
Claudia Klumpp

Bewertung:   6,6/10  IMDb


*** Eiserfey ***

Ein Dorf mit gut 400 Einwohnern, das seine Geschichte 80.000 Jahre zurückverfolgen kann?
Hört sich an wie ein Aprilscherz, ist in der Eifel aber durchaus möglich. In der nahegelegenen Kakushöhle sind Überreste einer Besiedlung bis zu 80.000 Jahre bei archäologischen Ausgrabungen zurückverfolgt worden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um entfernte Vorfahren der aktuellen Eifler Bevölkerung, sondern um Neandertaler, die bekanntlich vor 30.000 Jahren ausstarben.

Die Experten sind sich bis heute nicht einig - war es der Klimawandel (Eiszeit!) oder Ärger am Wohnungsmarkt mit Migranten, unseren eigenen Ahnen der Spezies »homo sapiens«?

Jedenfalls haben sich vor 12.000 Jahren nachweislich die „Ahrensburger Rentierjäger“, ein Nomadenvolk am Ende der letzten Eiszeit, in der Kakushöhle breitgemacht.

Eiserfey hatte seit 1696 eine eigene kleine Eisenindustrie mit Hüttenöfen, Hammerschmiede und im 19. Jahrhundert auch eine Schwarzpulverfabrik.
In den im Ort angelegten Stollen wurden über mehrere hundert Jahre Eisenerze abgebaut und weiterverarbeitet. Bereits 867 wurde zum ersten Mal der Eisenabbau in Eiserfey erwähnt.

Neben der Kakushöhle sind es vor allem römische Hinterlassenschaften, die Touristen in den kleinen Ort ziehen, wie z.B. Teile des Römerkanals, der über Jahrhundert hinweg Köln mit frischem Eifelwasser versorgte.

Prominenz in Eiserfey ist nicht unbedingt tausende Jahre alt: Hier lebt eine Fußball-Weltmeisterin von 2003, Bettina Wiegmann, 154-malige Nationalspielerin und Ehrenspielführerin des Deutschen Fußball-Bundes.

Tragikomödie

SWR  2015


Regie: Dennis Todorovic
Produktion: Segeler & Borowski
Darsteller: Zeljka Preksavec, Lisa Martinek, Beatrice Richter