E in Märchenfilm mit einer klassischen Heldenreise: Um seinen Vater vor dem sicheren Tod zu retten, muss sich ein junger Prinz Herausforderungen stellen, die sich nur mit Mut, Verstand und einem großen Herzen lösen lassen. Als Lohn winken üblicherweise die Königskrone und die Liebe einer schönen Prinzessin (Marlene Tanczik).
Die ist allerdings ziemlich emanzipiert - so hatten sich das die Brüder Grimm, von denen die Erzählung stammt, bestimmt nicht vorgestellt.

Es war einmal ein verwitweter König, der hatte zwei Söhne. Aber nun liegt der Regent (Matthias Brenner) im Sterben. Er ist bereits dabei, die Nachfolge zu regeln, als sein Jäger (Luca Zamperoni) von einem verwunschenen Schloss erzählt mit einem Brunnen, der das Wasser des Lebens enthält - wie praktisch!
Der jüngere der beiden Söhne, Lennard (Gustav Schmidt), will sich gleich auf den Weg machen, aber sein älterer Bruder Falk (Gil Ofarim) hält ihn für überqualifiziert. Im schlimmsten Fall könnte Lennard den Vater retten und ihm die Krone wegschnappen. Das muss verhindert werden.

Dreharbeiten

Wer hätte das gedacht? Im Mechernicher Bergbaumuseum findet sich doch tatsächlich das Wasser des Lebens. Dabei beschweren sich die Mechernicher sonst immer über hohe Bleibelastungen in den Böden von Neubaugebieten und Kinderspielplätzen...
Die Dreharbeiten für den ARD-Märchenfilm aus der Reihe "6 auf einen Streich" fanden in diversen Schlössern im Rheinland statt (u.a. Schloss Hülchrath, Schloss Gymnich, Schloss Ehreshoven) und im Bergbaumuseum Mechernich.

Ein Ideenscout hatte vorab das Bergbaumuseum genau unter die Lupe genommen. Ausschlaggebend für den ungewöhnlichen Drehort war die unwirkliche Untertagesatmosphäre einer Bleiabbaukammer der 1. Sohle, verbunden mit der Möglichkeit, dort das technische Equipment aufzustellen.
Nach der positiven Vorentscheidung stellte die Filmgesellschaft, ProSaar Medienproduktion, eine Anfrage ans Bergwerk, ob man auf Unterstützung bei Auf- und Abbauarbeiten hoffen könne - Ehrensache für die Mitarbeiter der freiwilligen Feuerwehr!
Schließlich war es für die Jungs auch nicht die erste Erfahrung im Filmgeschäft: Ein Jahr zuvor hatten schon die Autobahnpolizisten von Cobra 11 für die Folge „Auf den Spuren meines Vaters“ unter Tage im Bergbaumuseum gedreht.

Filmkritik

• Regisseur Wiedl hat aus dem Stoff einen kurzweiligen, vergnüglichen, stellenweise auch ziemlich spannenden Familienfilm gemacht; und das ist mehr, als sich über viele andere Märchenfilme der ARD sagen lässt.
Tilmann P. Gangloff, Tittelbach.tv

• Die ursprüngliche Moral der Geschichte ist für die junge Zielgruppe so praktisch nicht mehr identifizierbar. Sie wird komplett durch neu hinzugefügte Handlungs- und Action-Elemente verdrängt.
Entstanden ist eine an Grimm angelehnte eigenständige Geschichte, versehen mit falschem Etikett, in der es, typisch für das öffentlich-rechtliche Fernsehen dieser Tage, einmal mehr um Gendern und Diversität, also die Angewöhnung der "richtigen" Haltung geht.

Skarsgard, Moviepilot

• Positiv: Die Ereignisse überschlagen sich nicht, sondern die Handlung läuft ruhig und Schritt für Schritt ab.
Anne-Sophie Hartmann, Quotenmeter.de

Bewertung:   6,4/10  IMDb


*** Mechernich ***

Die Stadt Mechernich im Kreis Euskirchen besteht aus 44 Ortschaften mit insgesamt rund 27.000 Einwohnern. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1308, der (Blei-)Bergbau etwa 90 Jahre später. Er sollte über viele Jahrhunderte die wirtschaftliche Grundlage der ganzen Region bilden, ist aber heute - Jahrzehnte nach seinem Ende - immer noch ein Aufreger und gut für eine Schlagzeile in der Lokalpresse, wenn wieder mal bei einer Bodenuntersuchung im Neubaugebiet eine zu hohe Bleibelastung festgestellt wird.

Während der Zentralort - mit Ausnahme des Bergbaumuseums mit Besucherbergwerk „Grube Günnersdorf - kaum touristische Highlights zu bieten hat, weisen die umliegenden Dörfer umso mehr Sehenswürdigkeiten auf:
Eine der besterhaltenen Wasserburgen in Satzvey, Mittelaltermärkte und Ritterspiele inklusive, der historische Ortskern von Kommern mit dem Freilichtmuseum und dem Hochwildpark Rheinland gleich nebenan, der Kakushöhle in Dreimühlen, in der schon die Neandertaler ihr Mammutsteak gegrillt haben, oder die Erlebniswelt Eifeltor, ein 500.000 m² großer Park mit Sommerrodelbahn.

Die Eifel - ein Mekka für post-moderne, sakrale Architektur? Nun, ein Anfang ist auf einem Acker bei Mechernich-Wachendorf gemacht! Der Betonturm ist einem Heiligen aus dem 15. Jahrhundert gewidmet und heißt offiziell Bruder-Klaus-Kapelle.
Entworfen hat das ungewöhnliche Monument 2005 der Schweizer Star-Architekt Peter Zumthor, gestiftet wurde es vom Unternehmer-Ehepaar Hermann-Josef und Trudel Scheidtweiler, das sonst in seiner Freizeit gerne Eifel-Klöster sammelt (u.a. Steinfeld und Mariawald).

Als "Nationalpark-Stadt" ist Mechernich Ausgangs- und Endpunkte für Wanderungen und Radtouren, gut angeschlossen an den öffentlichen Nahverkehr mit einem eigenen Bahnhof an der Eifelstrecke Köln-Trier.

Die große Flut

Seit dem 14. Juli 2021, dem Tag der großen Eifelflut, fahren keine Züge mehr in den Bahnhof Mechernich ein. Das Wasser hat den Fahrdamm an vielen Stellen unterspült, einige Brücken sind nicht mehr befahrbar.
Die gesamte Eifelstrecke wird erst wieder im Sommer 2023 durchgängig befahrbar sein, die Planer der Deutschen Bahn greifen auf ihre Erfahrungen beim Projekt "Stuttgart 21" zurück, um die Reparaturen zu beschleunigen.
Die Schäden an der städtischen Infrastruktur werden auf zwölf Millionen Euro geschätzt, 30 von 44 Ortschaften sind betroffen. Bei Privathäusern, Geschäften und Betrieben ist die Summe noch weitaus höher.
Dennoch schätzen sich die Mechernicher glücklich, dass es unter ihnen - anders als in vielen Nachbarorten der Eifel - keine Toten und Verletzten gegeben hat.

Auch manche touristischen Ziele haben mehr von der Flut gesehen, als ihnen gutgetan hätte: So standen große Teile der Burg Satzvey unter Wasser, die Pferdeausrüstung wurde fast komplett zerstört, ein Teil der Ställe ist einsturzgefährdet und der Turnier / Reitplatz, der vor zwei Jahren erst komplett neu angelegt wurde, existiert einfach nicht mehr.
Mit Unterstützung vieler freiwilliger Helfer wurde der Wiederaufbau in Angriff genommen und so die Burgweihnacht 2021 gerettet.

Bewertung:   4,1/5  Tripadvisor

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Märchenfilm

WDR  2017


Regie: Alexander Wiedl
Produktion: ProSaar Medienproduktion
Darsteller: Gustav Schmidt, Marlene Tanczik, Gil Ofarim