Olaf Müllers neuer Krimi:

Wem gehört eigentlich die Eifel?

Sandra Kinkel, Aachener Nachrichten • 17. Juli 2020


Düren.  „Tote Biber schlafen nicht“ heißt der neue Krimi des Düreners Olaf Müller. Der 60-Jährige lässt seinen Hauptkommissar unter anderem in Krakau, Düren und im Hambacher Forst ermitteln.

 

Der Dürener Olaf Müller, der seit 1995 das Kulturamt der Stadt Aachen leitet, stellt seinen neuen Krimi vor: „Tote Biber schlafen nicht“. Foto: Andreas Herrmann.


Die Geschichte klingt auf den ersten Blick ziemlich skurril und irgendwie auch ganz schön wirr: Ein bekannter Aachener Immobilienhai hängt tot an der Victor-Neels-Brücke in Vogelsang, in Krakau wird ein Biber-Experte der RWTH Aachen tot aufgefunden, und im Hambacher Forst eskaliert die Gewalt. Irgendwie passen die drei Dinge aber eben doch zusammen, und das nicht nur, weil Hauptkommissar Michael Fett von der Kriminalpolizei Aachen die Ermittlungen aufgenommen hat. Vielmehr hängen alle Ereignisse mit zwei fast schon philosophischen Fragen zusammen: Wem gehört eigentlich die Eifel? Und: Heiligt der Zweck wirklich immer die Mittel?

„Tote Bibel schlafen nicht“ heißt der vierte Eifel-Krimi des Düreners Olaf Müller, einen fünften Roman („Die Macht am Rhein“) hat er mit Co-Autorin Maren Friedländer geschrieben. Wie immer spielt das Buch in der Region Düren, Aachen, Eifel. Darüber hinaus hat Olaf Müller seinem Werk einen fundierten und gleichsam interessanten gesellschaftlich-historischen Hintergrund verpasst. „Das ist mir sehr wichtig“, sagt der Autor. „Natürlich gibt es jede Menge Kriminalromane aus unserer Region. Ich möchte in meinen Büchern aber auch für eine entsprechende Einordnung sorgen.“

Fan von Georges Simenon

Die Ideen zu seinen Büchern bekommt Müller, der ein riesiger Fan des aus Lüttich stammendem Autor Georges Simenon und dessen Kommissar Jules Maigret ist, bei der täglichen Zeitungslektüre, aber auch bei seinen zahlreichen Streifzügen durch die Region – der Autor ist passionierter Wanderer. „Im vergangenen Jahr habe ich die Berichterstattung über die Vorkommnisse im und um den Hambacher Forst intensiv verfolgt. Und ich habe mir die Frage gestellt, ob der Zweck, nämlich in dem Fall der Erhalt des Waldes, wirklich alle Mittel heiligt.“

Darüber hinaus habe ihm die Schließung des Klosters Mariawald in Heimbach „einen Stich“ gegeben. „Ich war dort als Kind und Jugendlicher sehr häufig mit meinen Eltern. Für mich ist das ein Erinnerungsort, der absolut prägend war.“ Als er dann zu guter letzt bei einer seiner Wanderungen durch die Eifel an der Biberbeobachtungsstation in der Nähe der Wehebachtalsperre stundenlang gesessen und vergebens auf einen Biber gewartet hat, kurz darauf bei einem Besuch in Halle an der Saale aber welche gesehen hat, stand die Handlung für Krimi Nummer fünf ziemlich schnell fest.

Olaf Müller: „Kommissar Fett und seine Kollegen ermitteln in der Aachener Gesellschaft, in Heimbach, in Düren, Hambach, aber auch in Kall, Vogelsang und Moresnet. Und sie stoßen ziemlich schnell auf ein ganzes Bündel von Mordmotiven, nämlich Eifersucht, Rache und Konkurrenz. Es geht aber auch um Umweltschutz und Immobiliengeschäfte. Und am Ende stellt sich schließlich die Frage, wer eigentlich bestimmt, wie sich unsere Region entwickelt.“

Olaf Müllers Kriminalromane sind gleichsam witzig und schwermütig, humorvoll und nicht selten bitter böse. Allesamt sind sie aber vor allem sehr authentisch. Das liegt ohne Zweifel daran, dass der Autor die Orte, über die er schreibt, alle sehr gut kennt.

Großer Erfahrungsschatz

Die Figur seines Hauptkommissars Michael Fett habe er dabei schon sehr lange im Kopf, erzählt Müller weiter. „Aber es hat ewig gedauert, bis ich mich getraut habe, eine Word-Datei zu öffnen und mit dem Schreiben anzufangen.“ Michael Fett sei ein „leicht verschrobener Columbo-Typ“, beschreibt Müller seine Hauptfigur. „Ein echtes Vorbild gibt es für ihn aber nicht. Er ist völlig frei erfunden.“

Übrigens ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in rund einem Jahr Eifel-Krimi Nummer sechs vom Leiter des Aachener Kulturamtes geben wird, durchaus hoch. „Ich habe schon seit langem das Krankenhaus Düren als Szenarium für eins meiner Bücher im Kopf“, sagt Müller. In dieser Woche musste der Autor nun selbst dort behandelt werden. „Das war zwar eine ziemlich unfreiwillige Recherche“, sagt der Familienvater und schmunzelt. „Aber immerhin habe ich Inneneinsichten gewonnen, die ich für meinen nächsten Roman nutzen werde.“