„It’s just a game“

Zülpicher Studenten-Team dreht Psychothriller

Heike Nickel, KStA • 05.03.2023


Sie alle verbindet die Liebe zum Film: Co-Regisseurin Laura Schulten (v.l.), Regisseur Mohamad Nemer und Tonmann Sven Ostkotte. (Copyright: privat/Mohamad Nemer)

Ohne jegliche finanzielle Unterstützung hat ein Team aus Zülpich einen Psychothriller gedreht. Nach der Premiere soll er bei Amazon Prime laufen.

Es sollte ein Low-Budget-Film werden, tatsächlich wurde es ein No-Budget-Film: „It’s just a game“ lautet der Titel eines spannenden Psycho-Thrillers, der von einem jungen, aber erfahrenen Studenten-Team gedreht wurde, das sich von fehlenden Förder- und Crowd-Funding-Geldern nicht abschrecken ließ.

Zülpich: gedreht wurde in 8 Wochen

Gedreht wurde in 2022 knapp acht Wochen, unter anderem auch an verschiedenen Locations in Zülpich. Und das ist kein Zufall: Laura Schulten nämlich ist dort aufgewachsen, ihren Eltern Ines und Karl-Heinz Schulten gehört die Gaststätte „Anno Pief“ in der Rathausgasse. Die 24-Jährige, die bei dem Filmprojekt neben Co-Regie und einer kleinen Rolle auch Produktionsleitung, Casting, Licht, Filmmusik, Catering und alles Organisatorische übernommen hat, freute sich über die Unterstützung der Eltern.

In der elterlichen Gaststätte „Anno Pief“ in Zülpich wurde ebenfalls gedreht: die Schauspielerinnen Luisa Camille (l.) und Silvana Synovia. (Copyright: privat/Mohamad Nemer)

„Mein Vater hat für uns auch mal gekocht, meine Mutter hat uns aus der Stammkundschaft ein paar Komparsen besorgt, die wir an den verschiedenen Drehorten einsetzen konnten. Alle waren mit großer Begeisterung bei der Sache“, erzählt Laura Schulten.

Ich hänge sehr an meiner Heimat, es lag also nah, viele Teile des Films dort zu drehen.

Laura Schulten

Die Drehorte fanden sich dann nicht nur in der elterlichen Gaststätte, sondern auch auf einer Wiese am Bachtor, am Füssenicher See und in der Wohnung der Schwester, die ebenfalls in Zülpich lebt. „Ich hänge sehr an meiner Heimat, es lag also nah, viele Teile des Films dort zu drehen“, sagt Laura Schulten, die mittlerweile in Köln lebt.

Die dunkle Seite der Gamerin

Das Drehbuch zu dem Psychothriller stammt aus der Feder von Mohamad Nemer, den alle nur Mo nennen. Im Mittelpunkt steht Lili (Silvana Synovia), eine 23-jährige junge Frau, die „Hardcore-Gamerin“ ist und beständig in die Welten des Zockens abtaucht. Sie hat eine dunkle Seite, die sie nach außen hin verbirgt: Das Leid anderer bereitet ihr Freude. Und dann stößt Lili auf ein Spiel, das angeblich das realistischste sein soll, das es je gab. Gekoppelt an eine künstliche Intelligenz, wird das Spiel für Lili immer mehr Teil ihrer Persönlichkeit, die auf Zerstörung und Vernichtung aus ist.

Einige der Szenen des Psychothrillers wurden im Live-Proberaum abgedreht. (Copyright: privat/Mohamad Nemer)

„Es ist kein Film, der Brutalität und Grausamkeit in Szene setzt, das meiste davon spielt sich in der Fantasie der Zuschauer ab“, sagt Laura Schulten. Und einen ernsthaften Hintergrund habe die Geschichte auch: Der Film soll unter anderem verdeutlichen, dass bestimmte Erfahrungen und Erlebnisse einen Menschen nachhaltig verändern und zerstören können. Welche Erfahrungen das für die Hauptfigur Lili sind, lässt der Film nicht unbeantwortet. Laura Schulten berichtet, dass die Drehzeit kompakt und anstrengend, aber trotzdem toll gewesen sei.

Wir alle haben dabei ja kein Geld verdient, das heißt, wir mussten für das Projekt brennen, sonst hätte es nicht geklappt.

Laura Schulten

„Wir alle haben dabei ja kein Geld verdient, das heißt, wir mussten für das Projekt brennen, sonst hätte es nicht geklappt.“ Für die Darsteller sei die Beteiligung an solch studentischen Projekten immerhin eine gute Gelegenheit, Material für das eigene Showreel zu erhalten, eine Art Visitenkarte eines jeden Schauspielers. „Wenn am Ende immerhin die Kosten, die wir privat in die Filmproduktion gesteckt haben, wieder reinkommen, würden wir uns freuen“, so die Studentin.

Echte Leidenschaft

Wo die Reise für Laura Schulten in Zukunft hingeht, weiß sie noch nicht genau. „Ich kann mir alles vorstellen – von Theater über Film bis hin zu Musical oder Synchronsprechen. Mich begeistert alles, was mit Schauspiel zu tun hat!“ Und wie stehen die Eltern zu ihrer Berufswahl? „Anfangs waren sie skeptisch, mittlerweile verstehen sie, dass echte Leidenschaft dahintersteckt. Und meine Mutter ist mein größter Fan geworden“, sagt die 24-Jährige lachend.

Hart verdientes Brot

Dass die Schauspielkunst ein hart verdientes Brot ist, weiß Laura Schulten, die gelegentlich schon kleinere Rollen in TV-Sendungen hatte. „Ich lebe nicht mit der Illusion, eines Tages entdeckt zu werden“, sagt sie. Schauspielerei sei harte Arbeit, bei der man nicht locker lassen dürfe, wenn es nach einem Casting mal wieder eine Absage gibt. „Ich verstecke mich nicht, ich hau einfach immer weiter rein“, erklärt sie ihre Vorgehensweise.

Jetzt aber heißt es erst einmal Premiere feiern. Rund 50 Menschen waren beteiligt an der Umsetzung des Films „It’s just a game“, und sie alle kommen hoffentlich nach Köln, wenn der Film das erste Mal auf der Leinwand zu sehen ist.

„Es ist kein Film, der Brutalität und Grausamkeit in Szene setzt, das meiste davon spielt sich in der Fantasie der Zuschauer ab“, sagt Laura Schulten. Und einen ernsthaften Hintergrund habe die Geschichte auch: Der Film soll unter anderem verdeutlichen, dass bestimmte Erfahrungen und Erlebnisse einen Menschen nachhaltig verändern und zerstören können. Welche Erfahrungen das für die Hauptfigur Lili sind, lässt der Film nicht unbeantwortet. Laura Schulten berichtet, dass die Drehzeit kompakt und anstrengend, aber trotzdem toll gewesen sei.

Wir alle haben dabei ja kein Geld verdient, das heißt, wir mussten für das Projekt brennen, sonst hätte es nicht geklappt.

Laura Schulten

„Wir alle haben dabei ja kein Geld verdient, das heißt, wir mussten für das Projekt brennen, sonst hätte es nicht geklappt.“ Für die Darsteller sei die Beteiligung an solch studentischen Projekten immerhin eine gute Gelegenheit, Material für das eigene Showreel zu erhalten, eine Art Visitenkarte eines jeden Schauspielers. „Wenn am Ende immerhin die Kosten, die wir privat in die Filmproduktion gesteckt haben, wieder reinkommen, würden wir uns freuen“, so die Studentin.


Bei Amazon Prime

Geboren in Mechernich, aufgewachsen in Zülpich, machte Laura Schulten 2016 Abitur am Franken-Gymnasium. Film und Schauspiel haben sie schon immer fasziniert. Seit vergangenem Jahr ist sie Studentin an der Schauspielakademie Köln.

Mit Regisseur Mohamad „Mo“ Nemer hat Schulten schon mehrere Kurzfilmprojekte umgesetzt. „It’s just a game“ ist Nemers erster Langfilm (130 Minuten). Mitte März feiert der Film Team-Premiere in den Kalker Lichtspielen.

Danach soll der Psychothriller bei Amazon Prime eingestellt werden. Außerdem wollen die Nachwuchsfilmemacher den No-Budget-Spielfilm bei Festivals einreichen.